Ich habe mich die ganze Zeit schon gewundert, dass wir nirgendwo Ansichtskarten gesehen haben. OK, wir waren noch nicht in vielen Läden, aber normalerweise laufen die einem doch immer irgendwo mal über den Weg. Dann dachte ich, dass die Bornholmer schnöde Postkarten nicht so toll finden, weil sie sich lieber irgendwelchen Designsachen widmen, verschiedenes Kunsthandwerk oder lokale Produkte herstellen. Doch gestern konnten wir das Rätsel lösen. Es liegt am Porto, besser gesagt an den Portokosten! Eine Postkarte nach Deutschland kostet 36 dänische Kronen, das sind knapp 5 Euro. Pro Karte wohlgemerkt! Damit fällt die Urlaubspost dieses Mal aus….
Schock 2:
Unser Urlaub ist bald rum. Uns bleiben nur noch drei komplette Tage auf der Insel. Oh man…
Schock 3:
Die Queen ist gestorben?! Wir lesen ja momentan keine Nachrichten etc., aber als Bernhard bei Youtube nach einem Video mit dänischer Aussprache gesucht hat, wurde es ihm angezeigt…
Bernhard war heute früh wach und erledigte gerade den Abwasch, als ich aus den Federn kroch.
Statt zum Brötchenholen nach Svaneke zu radeln, machte ich es wie Bernhard gestern: ich ging 350 Meter die Straße entlang zum Selbstbedienungsstand, wo es täglich ab 08:30 Uhr frisch gebackene Sauerteigbrötchen und -brot gibt. Eigentlich mag ich die Variante mit dem Fahrrad lieber… die Ostsee links, Felder rechts, bergauf, bergab, dann die Windmühle am Ortseingang und die hübschen Gassen im morgens noch etwas verschlafenen Ort.
Um 10 Uhr starteten wir heute unser Tagesprogramm. Bernhard hatte eine Radtour zu einigen Windmühlen für uns gebastelt. Ich entschuldige mich jetzt schon mal, dass ich jeder von ihnen unten ein paar Zeilen widme.
Los ging es. Der Himmel war bedeckt, die Wolken hingen tief, leichter Wind bei ca. 16 Grad und Aussicht auf etwas Regen.
Den Anfang machte die Kuremølle. Eine hübsche Holländerwindmühle, die von 1861 bis 1960 in Betrieb war.
Kuremølle
Im Pedersker Wald, durch den es sich herrlich radeln ließ, kamen wir an einer feudalen Hütte vorbei. Es gab einen Grill, Feuerholz, Pferdeparkplätze und ich würde sagen zwei Ebenen zum Schlafen (da bin ich mir aber nicht ganz sicher) sowie ein Plumpsklo mit selbstabsenkendem Klodeckel. Sie hieß dann auch passenderweise Jagdhütte.
Jagdhütte
Weiter ging es über Felder, kleine Wege und Nebenstraßen vorbei an einsam gelegenen Gehöften oder kleinen Ansammlungen von Häusern.
Von der Myreagre Mølle (1865 – 1970) stand nur der Turm. Die drehbare Haube war abgenommen und lag daneben. Es sah aus, als würde sie für eine Sanierung bereit liegen.
MyreagreMølle
Unsere erste Rast (Obst und Nüsschen) machten wir an der Egeby Mølle, einer schnuckeligen Bockwindmühle von 1787. Bis 1920 war sie in Betrieb und seit 1935 gehört sie dem Bornholmer Verband, der sich, dem Zustand nach zu urteilen, bestens um sie kümmert.
Egeby Mølle
Unterwegs kamen wir immer wieder an den bereits öfter erwähnten Selbstbedienungsständen vorbei. Am ersten Honigstand haben wir nur geschaut. Am zweiten konnten wir den Honig sogar verkosten und haben dann zwei Gläser mitgenommen. Es empfiehlt sich, immer genügend Kleingeld dabei zu haben.
Erstmalgucken… … dann verkosten und kaufen…
Kaffee und Kuchen hatten wir an der Årsdale Mølle eingeplant. Leider wurde daraus nichts, da die Mühle, das daneben liegende Café und die Steinschleiferei am heutigen Sonntag Ruhetag hatten. Es gab trotzdem eine Bank, wo wir gemütlich unser Brötchen essen konnten.
Die Mühle kann normalerweise besichtigt werden und auch noch heute wird dort Mehl gemahlen. Damit ist sie die einzige Mühle Dänemarks, die seit ihrer Errichtung 1877 durchgehend in Betrieb ist. Seit 1959 steht sie unter Denkmalschutz.
Årsdale selbst ist ein schöner kleiner Küstenort, hübsche Häuser, ein kleiner Hafen, eine Fischräucherei.
Årsdale Mølle
Jetzt standen nur noch zwei Windmühlen auf unserem heutigen Programm. Beide in Svaneke.
An der Bechs Mølle oder auch Stubmølle sind wir schon mehrfach vorbei geradelt, denn sie liegt auf unserem Weg nach Svaneke. Dass sie die größte Bockwindmühle Dänemarks ist, war uns aber nicht bewusst (im Vergleich zur Egeby Mølle, die wir vorher besucht haben ist sie wirklich riesig). Sie wurde bereits 1629 gebaut, im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut und erweitert und 1960 schließlich umfassend saniert. Viele Balken im Inneren sollen noch original sein. Der Förderverein Svaneke kümmert sich um den Erhalt.
Bechs Mølle in Svaneke
Die zweite Mühle im Ort und auch die letzte unserer Tour ist die Svanemøllen – die Schwanenmühle von 1856. Passend zu ihrem Namen und auch zum Namen der Stadt hat sie als Wetterfahne einen Schwan. Von außen ist sie mit Holzschindeln bedeckt, wobei zwei Seiten mit runden Schindeln verkleidet sind und zwei Seiten mit eckigen. Auch sie wurde 1960 umfangreich saniert und wird von einer Trägergemeinschaft im Ort unterhalten.
Svanemøllen in Svaneke
Nach so vielen Mühlen hatten wir uns Kuchen verdient. Wir lagen gut in der Zeit und waren gegen dreiviertel drei am Imbiss in Svaneke, der neben Burgern, Hotdogs und Pommes auch mit „hjemmebagt kage“ (hausgemachtem Kuchen) auf einem Schild wirbt. Es gab aber keinen. Er war nicht bereits alle – nein – es gab einfach keinen. Schnell radelten wir zu unserem Brötchenstand. Dort hatten sie, als wir heute Morgen aufgebrochen sind, ein Schild angebracht und mit Kaffee und Kuchen geworben. Als wir um drei ankamen wurde gerade das Schild abgebaut und das Verkaufsfenster war bereits geschlossen. Aber sie hatten noch genau zwei Stück übrig – Glück gehabt! Bei strahlendem Sonnenschein haben wir uns den Kokoskuchen vor unserem Ferienhaus schmecken lassen.
Das war eine wirklich schöne Tour. Die Landschaft war abwechslungsreich, es gab immer mal wieder etwas zu gucken, unterwegs konnten wir Brombeeren naschen und obwohl es immer wieder auf und ab ging radelte es sich herrlich. Geregnet hat es immer bevor wir irgendwo ankamen und am Ende der Tour war herrlichster Sonnenschein. Ein perfekter Tag!
Heute haben wir, ob der nicht ganz so rosigen Wetteraussichten, beschlossen, mit dem Auto in den Norden zu fahren, nach Allinge-Sandvig.
Unseren ersten kurzen Stopp machten wir im Ortsteil Allinge. Hier gibt es, wie soll es anders sein, einen Hafen und ein paar bunte Häuschen in den Gassen, aber auch einige größere Hotels im weitläufigen Gebiet der mittlerweile aus zwei Orten zusammengewachsenen Stadt. Die Einkaufsstraße befindet sich direkt am Hafen. Im Ort gibt es eine Schweizer Konditorei, die macht aber schon um 12 zu, für uns gab es hier also nichts zu holen. Besonders gefallen haben uns die schön verzierte Technische Schule, ein Tagungszentrum, welches fast komplett aus Holz besteht und ein hölzerner Pfad durch die Felsen an der Küste.
Technische SchuleTagungszentrumHolzweg (da waren wir drauf)
Dann fuhren wir weiter nach Sandvig. Wir parkten in Strandnähe, es gibt hier tatsächlich einen richtigen Sandstrand! Unweit davon begannen wir unsere Wanderung über die Halbinsel Hammeren, welche uns zuerst an der Küste entlangführte. Wir passierten einen Leuchtturm und nachdem wir uns an der Küste an den schönen rund- und glattgeschliffenen Steinen erfreut hatten, liefen wir weiter zur Salomons kapel. Hier befinden sich die Überreste einer Kapelle vom Anfang des 14. Jahrhunderts. Von dort aus ging es bergauf zum Hammer fyr. Diesen Leuchtturm, ein ganzes Stück über dem Meer gelegen, kann man besichtigen und von der Aussichtsplattform den Blick über die Ostsee und einen Teil der Insel genießen.
Hammerfyr
Den Rückweg nach Sandvig nahmen wir über die Rückseite des Berges. Von hier aus hat man tolle Aussichten auf das Meer und die Festung Hammershus sowie auf die riesigen ehemaligen Granitsteinbrüche, die inzwischen mit Wasser vollgelaufen sind und unter anderem zum Baden und Angeln genutzt werden. Eine Zeit lang waren die Steinbrüche im Besitz eines deutschen Unternehmers, weshalb ein Großteil des gebrochenen Granits als Pflastersteine in Deutschland endeten, unter anderem in Berlin.
Blick auf die Ostsee, im Hintergrund links die Festung HammershusBlick von oben auf die ehemaligen SteinbrücheBlick von oben auf die ehemaligen SteinbrücheBlick von oben auf die ehemaligen Steinbrüche
An einem der Steinbrüche ließen wir uns davon beeindrucken, wie einige wagemutige Schwimmer von einer 7 Meter hohen Wand aus ins Wasser sprangen. Auf dem Weg in den Ort konnten wir noch eine Bausünde aus dem letzten Jahrhundert bestaunen, ein Hotel, ich würde meinen im Stil einer POS aus den 70er Jahren, welches auf der Insel absolut deplatziert wirkt.
Mit dem Wissen, dass es im Norden noch einiges zu sehen gibt, fuhren wir zurück ins Ferienhaus.
Über Nacht hat sich der Sturm gelegt und der gestern am späteren Abend einsetzende Regen hat der Insel, glaube ich, auch ganz gut getan.
Für heute hatte Bernhard sich ja schlechtes Wetter gewünscht. So ganz hat das nicht geklappt, wir haben trotzdem erstmal so getan als ob.
Gegen halb zwei haben wir uns dann aufgerafft und sind an der Küste entlang nach Svaneke spaziert um irgendwo zu Kaffee und Kuchen einzukehren. Das dänische Wort dafür (kage) hatte ich mir sicherheitshalber gleich ganz am Anfang unseres Urlaubs gemerkt.
Café Nummer eins war bereits in der Winterpause, Café Nummer zwei ebenso. In den beiden Eisläden konnten wir keinen Kuchen entdecken. Es sah also nicht gut aus. Da erspähte ich auf dem Schild vor einem Restaurant „kaffe og kage“ (Kaffee und Kuchen). Die Bedienung teilte uns allerdings mit, dass sie nur „Danish apple cake“ hätten, was eigentlich kein Kuchen, sondern eher ein Kompott sei. Besser als nichts, dachten wir uns und wurden belohnt. Es war Apfelkompott mit karamellisierten Schichten aus irgendwelchen Krümeln, Schlagsahne und Fruchtsoße – hübsch angerichtet in einem bauchigen Glas. Dazu eine Stempelkanne Kaffee. Lecker!
Einer der beiden Eisläden in Svaneke: Bornholms Ismejeri & Kaffebar
Frisch gestärkt sind wir anschließend durch ein paar Lädchen getingelt – eine Bonbonmacherei, einen Schokoladen, einen Laden mit Gourmetlakritze, eine Glasbläserei mit Glaskunst und hübschen Gläsern, Lädchen mit allerlei lokalen Produkten und ein Kunstgeschäft für Bilder. Das sind tatsächlich auch alles keine Ketten, sondern lokal ansässige Geschäfte. Okay, der Lakritzladen hat es mit seinen Designlakritzkügelchen von hieraus bereits zu Filialen in andere europäische Städte geschafft (aber eben nicht anders herum).
Art Box Svaneke – Bilder, Rahmen, Künstlerbedarf
Bevor wir uns auf den Rückweg gemacht haben gab’s noch Pommes am lokalen Imbiss. Das hört sich jetzt irgendwie billig an, wird dem Ganzen aber nicht gerecht: es gab gemütliche Tische und Bänke mit Meerblick und ganz leckere, knusprige Pommes!
Madsen’s Madbar
In der Abendsonne sind wir dann an der Küste entlang zurück spaziert und fanden, dass das ein sehr erholsamer Tag für uns war.
Heute haben wir es doch tatsächlich geschafft, etwas eher aufzubrechen. Ich musste nicht joggen und wir hatten noch Brötchen von gestern.
Unser Weg führte uns in die Paradisbakkerne, die Paradieshügel. Unser Reiseführer schlug uns eine Rundwanderung vor, deren Beschreibung wir recht ansprechend fanden. Wir radelten also los und schon nach ca. 3 km hatten wir extrem starken Gegenwind, der uns die nächsten Kilometer erhalten bleiben sollte.
Abgekämpft erreichten wir unser Ziel, einen Wanderpparkplatz direkt bei den Paradieshügeln. Von hier aus starteten wir unsere Wanderung, die uns zuerst über spärlich mit Heidekraut, Faul- und Vogelbeerbäumen bewachsene Felsen führte. Später ging es dann durch zuerst dichten, dann lichteren Wald zum ersten Highlight des Tages, dem Wackelstein. Dies ist ein 30 bis 35 Tonnen schwerer Granitblock, den man, wenn man an der richtigen Stelle rüttelt, zum Wackeln bringen kann. Carmen hat dies auch locker geschafft. Eine der sieben Schulklassen, die uns auf der Wanderung begegneten, hat versucht, den Wackelstein gemeinsam umzukippen, glücklicherweise ist ihnen das nicht gelungen.
Wackelstein (daneben ein Troll zum Größenvergleich)
Weiter ging es durch einen Mischwald und über ein Felsplateau, um kurz später einen Blick auf die Gamleborg (alte Burg), eine eisenzeitliche Fluchtburg zu haben. Um ganz ehrlich zu sein: Mehr als einen Talkessel haben wir beim besten Willen nicht entdecken können.
Die nächste Attraktion war eine riesige umzäunte Hochebene, die durch Kahlschlag renaturiert wurde und durch die dort lebenden Schafe in diesem, für die Insel wohl ursprünglichen Zustand, erhalten werden soll. Aufgrund der riesigen blühenden Heideflächen erinnert dieses Plateau irgendwie an Schottland.
HeidelandschaftLandschaftsgärtner
Ein Stück weiter ging der Weg an einem Spaltental entlang, einer Schlucht, die stellenweise nur wenige Meter breit ist. Kurz darauf wanderten wir am Gamledam weiter. Dabei handelt es sich um ein Hochmoor. Das Platschen der vor uns die Flucht ergreifenden Frösche begleitete uns.
Spaltental
Vom Parkplatz aus fuhren wir dann in Richtung Svaneke, erst bei Gegenwind bergab, dann ein gutes Stück mit Rückenwind auf der Landstraße und dann wieder mit Gegenwind die restlichen 3 km bis Svaneke bergauf. Hier hat es mir eigentlich gereicht und ich hätte die Tour gern beendet.
Gerne hätten wir uns in Svaneke für de Strapazen mit einem Stück Kuchen belohnt. Aber das Café hatte schon zu und beim Bäcker war der Kuchen alle. Also sind wir in unsere Hütte zurückgeradelt, um ein paar Waffeln zu essen.
Nach dem Abendessen sind wir nochmal ans Wasser gegangen, um uns das Schauspiel aus Sturm, Wellen und Felsen anzusehen. Morgen wird das Wetter wohl etwas schlechter und regnerisch, eine gute Gelegenheit mal auszuruhen.
Wir starteten heute ganz gemächlich. Bernhard drehte morgens seine Joggingrunde und ich radelte nach Svaneke Brötchen holen. Bei schönstem Sonnenschein frühstückten wir bis Mittag.
Dann sattelten wir die Räder und radelten die Küstenstraße entlang Richtung Gudhjem. Es war sonnig und angenehmes kurze-Hosen-und-T-Shirt-Wetter. Die Ostsee rechts von uns und links gelbe Stoppelfelder ging es bergauf und bergab.
Vor Gudhjem bogen wir dann nach links ins Landesinnere ein, wo mich sogleich eine Wespe zweimal in das linke Schulterblatt gestochen hat.
Auf hügeligen Feldwegen schlängelte sich unsere Route bis nach Østerlars. Hier wollten wir uns die größte und wahrscheinlich auch älteste (um 1160) Rundkirche der Insel ansehen – eines der Wahrzeichen Bornholms. Vor Ort war richtig was los – mindestens drei Schulklassen waren zu Besuch.
Rundkirche Østerlars
Warum die Kirche (Kirke) rund ist, dazu gibt es verschiedene Theorien. Am besten hat uns die gefallen, dass es ein Wehrturm war. Die exponierte Lage, die mächtigen Mauern und die inneren Mauerringe mit Schießscharten, die man beim Begehen der oberen Etagen sehen kann passen gut zu dieser Überlegung. Ursprünglich hatte die Kirche auch kein Dach, so dass sie tatsächlich wie ein Turm aussah. Allerdings wurden in der Umgebung nie Speerspitzen oder ähnliches gefunden, so dass diese Theorie entweder doch nicht stimmt oder die Kirche nie angegriffen wurde.
Rundkirche Østerlars
Das Kircheninnere ist sehr schlicht. Im Zentrum steht das Taufbecken im hohlen Mittelpfeiler, der von außen biblische Szenen in mittelalterlicher Kalkmalerei zeigt. Die Treppe in die oberen zwei Stockwerke befindet sich zwischen den dicken Mauern und wäre im Angriffsfall gut zu verteidigen gewesen.
DachstuhlRundkirche Østerlars
Weiter geht es über Felder, vorbei an verfallenen landwirtschaftlichen Gebäuden, durch dunkle Fichten- und schöne Mischwälder. Teilweise haben wir ganz schön mit dem Wind zu kämpfen.
Das letzte Stück Radweg führt auf einer ehemalige Bahntrasse entlang und am Naturschutzgebiet Spellinge Mose vorbei. Hier machen wir noch einmal Rast und genießen den schönen Blick auf den See und die Umgebung.
Naturschutzgebiet Spellinge Mose
Unser nächster Stopp sind die Helligdomsklipperne – gewaltige Klippen an der nördlichen Küste. Es gibt einen schönen Klippenweg, dem man folgen könnte (was ich auch zu gern tun würde), aber uns fehlt dafür etwas die Zeit und da uns noch eine anstrengende Rückfahrt bevorsteht müssen wir auch noch etwas Kraft dafür sparen. Die Klippen sind trotzdem sehr beeindruckend!!
Helligdomsklipperne
Am Ende des Tages erreichen wir endlich den Ort Gudhjem, vom Reiseführer als sehenswert empfohlen. Die Räder stellen wir oben auf dem Berg ab und laufen dann durch die schmalen Gassen hinunter zum Hafen. Es ist zwischen 17:00 und 17:30 Uhr und die letzten Lädchen schließen gerade, während in den Restaurants die Menschen zum Abendessen einkehren und die letzten Backpacker weiter wandern. Der Ort hat eine auffällige touristische Infrastruktur, trotzdem wirkt der Ort, zumindest jetzt, wo es fast menschenleer ist, ganz hübsch mit seinen Gässchen und den vielen Feigenbäumen, die Bernhard so mag. Unterhalb der Kirche nehmen wir noch einmal auf einer Bank Platz und genießen die Aussicht über die Dachlandschaft von Gudhjem. Bevor wir dem Rückweg antreten müssen wir Bernhard im öffentlichen Spar zur Stärkung noch Würstchen und ein Brötchen kaufen.
Dachlandschaft Gudhjem
Die Rückfahrt ist erwartungsgemäß anstrengend. Es geht ständig hoch und runter und noch dazu haben wir durchgehend starken Gegenwind. Selbst bergab müssen wir größtenteils kräftig in die Pedale treten um überhaupt vorwärts zu kommen. In Saltuna kaufen wir an einem Selbstbedienungsstand an der Straße noch Eier und Tomaten. Ziemlich erschöpft kommen wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit wieder in Listed an.
Um 07:30 Uhr hatten wir heute Morgen ausgeschlafen. Gemütliches Frühstück draußen, auch wenn es etwas kühl war.
Bernhard pumpt die Räder auf und ich packe unsere Fahrradtaschen und auch Bernhards Badehose ein. Schließlich geht es heute zum Strand, also zu einem Sandstrand. An der Ostküste, südlich von Nexø, gibt es die ersten Sandstrände und der Balkastrand soll sehr schön sein.
Die Route führt uns über Nebenstraßen und unbefestigte Wege erstmal etwas durch das Inselinnere. Der Himmel sieht wenig vielversprechend aus. Eine komplette Wolkendecke hängt über der Insel und in der Ferne sieht es nicht anders aus. Wahrscheinlich doch kein guter Tag für einen Ausflug zum Strand.
Wir finden, dass die Dänen das mit dem Abstand zu Fahrradfahrern teilweise nicht so gut drauf haben. Die deutschen Autofahrer halten dagegen vorbildlich drei Meter, oder so, ein. Glücklicherweise ist hier wirklich wenig Verkehr.
In Nexø durchfahren wir verschiedene Wohngebiete – alles sehr beschaulich – und landen dann direkt am Marktplatz. Für Bornholmer Verhältnisse ist hier richtig Action. Es ist ja auch die zweitgrößte Stadt der Insel. Ein paar Meter weiter gibt es einen Lidl und Netto und natürlich viele andere Läden mehr. Bernhard darf auf einer Bank Platz nehmen und Leute beobachten, während ich versuche Knackwürste als Proviant aufzutreiben – erfolglos.
So etwas wünsche ich mir in Deutschland auch!
Zum Ende des zweiten Weltkrieges wurde Nexø stark von sowjetischen Bomben zerstört und daran liegt es wohl auch, dass das Zentrum nicht so hübsch daher kommt. Besonders in einem Bereich des Hafens aber haben sie sich mit einem kleineren Einkaufszentrum architektonisch wirklich keinen Gefallen getan. Wir radeln auch gleich weiter und kommen zufällig an dem Haus vorbei, wo der dänische Schriftsteller Martin Anderson Nexø seine Kindheit und Jugend verbracht hat. Heute ist es ein Museum. Abends lesen wir gleich noch eine Geschichte aus seinem Buch „Bornholmer Novellen“, das wir extra mitgenommen hatten.
Als wir am Balkastrand ankommen ist es dort fast menschenleer und die Sonne hat sich durchgekämpft. Perfektes Timing! Den Rest des Tages bleibt es sonnig und wolkenlos.
Ich mit nackten Füßen am Strand spazierend, viel mehr wollte ich diesen Urlaub eigentlich gar nicht. Das hat mir wirklich gefehlt, weil wir diesen Sommer kein einziges Mal an der Ostsee waren! Bernhard nutzt die Zeit zum Schlafen. Baden gehen wir beide nicht.
Wir radeln noch etwas weiter nach Süden zum Hafen von Snogebæk, der, laut Reiseführer, ganz idyllisch sein soll. Am Ende ist es aber eigentlich doch eine Ansammlung von Läden und Gastronomie an dem Touristen mit ihren Autos einen Stopp einlegen – im Vergleich zu den meisten deutschen Ostseeorten wirkt es trotzdem recht entspannt.
Für die Rückfahrt nehmen wir die Küstenstraße. Das ist zwar eine Hauptstraße, aber mit Radweg und wieder wenig Verkehr. Es geht bergauf und bergab und die Ausblicke sind herrlich!
Großes Heidekrautfeld im Vogelschutzgebiet an der Küste südlich von Nexø.Sammelplatz für Vögel.
Ratz fatz sind wir zurück in Svaneke und belohnen uns mit einem Abendessen in der lokalen Fischräucherei. Bernhard fragt die Verkäuferin in perfektem dänisch, ob sie deutsch spricht und das tut sie tatsächlich fließend. Noch dazu ist sie super nett.
Heute Morgen haben wir länger geschlafen als erwartet. Während ich mich zu einer kleine Joggingrunde aufmachte, ist Carmen nach Svaneke geradelt, um ein Stück Butter zu kaufen (sie hat dann noch mehr gefunden, was sie des Kaufens für würdig hielt). Meine Joggingrunde führte mich übrigens ebenfalls nach Svaneke, an der Küste fehlt einem halt eine Richtung, in die man laufen kann.
Nach dem Frühstück begaben wir uns auf einen Spaziergang, der uns den Küstensteig entlang nach Bølshavn führte. Unterwegs beeindruckte uns wieder die malerische Felsenküste mit ihrem kargen Bewuchs.
Nach einem kurzen Mittagsschläfchen sind wir dann nochmal nach Svaneke gelaufen, um uns das Städtchen, Dänemarks kleinste Stadt hat nur ca. 1000 Einwohner, ein bisschen genauer anzusehen. Ein eigentlich recht verträumter Ort, der aber am Nachmittag durch die zahlreichen Touristen, unter denen sich auch viele Deutsche befinden, belebt wird.
Nun sind wir geschafft und werden sicher bald ins Bett fallen…
Ganz entspannt sind wir bei strahlendem Sonnenschein auf Bornholm angekommen. Noch entspannter war die Fahrt über die Insel zu unserem Ferienhaus. Dort haben wir erstmal Brombeeren vom Busch genascht.
Nachdem Bernhard endlich den Stromkasten außen am Haus gefunden hatte und den Zählerstand ablesen konnte sind wir noch die 5 Minuten zur Küste spaziert und anschließend durch den kleinen Ort Listed. Die Küste ist felsig und von schroffem Charme. Überall stehen Bänke oder auch Picknicktische zum Verweilen. Im Ort hängen die Bäume und Sträucher voller Früchte, es gibt prächtige Feigenbäume und die Menschen grüßen freundlich mit Hej, Hej.
Auf dem Rückweg haben wir uns Äpfel am Straßenrand gekauft. Uns ist auf der kurzen Autofahrt gleich aufgefallen, dass es hier überall so kleine Selbstbedienungsverkaufsstände mit Obst, Honig, aber auch mit Flohmarktutensilien gibt.
Zum Abendbrot (wir waren richtig ausgehungert) gab es Spaghetti mit Pesto und Tomatensalat aus den letzten Tomaten von unserem Balkon. Der Rest wird leider komplett vertrocknet sein bis wir wieder zuhause sind :(.
Morgen früh muss einer von uns beiden zum Bäcker radeln und dann schauen wir mal, was wir unternehmen.