Hej Hej Bornholm

Abreisetag! Der Wecker klingelt um 5:00 Uhr. Es regnet. Die Fähre geht um 8:00 Uhr. Um halb sieben wollen wir losfahren. Vorher müssen wir noch alles ins Auto laden, die Betten abziehen, das Ferienhaus durchfegen, Kaffee für die Fähre kochen, Strom ablesen.

Die Fahrt zum Hafen nach Rønne verläuft entspannt, es sind kaum Autos unterwegs. Nach knapp 40 Minuten sind wir da und reihen uns in die wartende Autoschlange ein. Erst werden noch Container entladen.

Ratz fatz sind alle Fahrzeuge auf der Fähre und es geht ziemlich pünktlich los. Dicke dunkle Wolken hängen über der Insel und es ist sehr stürmisch. Die Wellen peitschen gegen die, dem Hafen vorgelagerten, Dämme.

Abfahrt von Rønne

Während Bernhard in der Lounge Platz nimmt (wir haben Fensterplätze ergattert), gehe ich an Deck um mir die Abfahrt anzuschauen. Bei dem Sturm ist das ein richtiges Spektakel. Ich muss mich festhalten um nicht umgepustet zu werden. Die Insel wird immer kleiner. Die Wellen brechen an der Fähre und spritzen teilweise bis aufs Deck. Eine spritzt so sehr, dass sie mich mit komplett nasser Hose zurück lässt. Zeit für die Lounge und unser eingepacktes Frühstück.

Hafen von Rønne

Wir lassen es uns schmecken. Der Sturm scheint nochmal zuzunehmen, denn die Fähre schaukelt mächtig. Manchmal klingt es als seien wir irgendwo gegen gefahren so laut scheppert es. Ein Mitarbeiter der Crew läuft regelmäßig vorbei um zu schauen, ob es allen gut geht. Auf Toilette gehen fällt schwer und dort kann man auch riechen, dass wir stärkeren Seegang haben.

Dreimal meldet sich der Kapitän auf deutsch mit charmantem dänischen Akzent. Beim ersten Mal erinnerte er daran, beim Öffnen der Türen zum Außendeck aufzupassen, erklärt, dass wir recht starkem Wind mit ca. 3 Meter hohen Wellen haben und, dass das noch etwas mehr als eine Stunde so bleiben wird.

Nachdem der Sturm etwas nachgelassen hatte, kündigte er eine etwa 30-minütige Verspätung in Sassnitz an, da wir, des Komforts wegen, langsamer durch den Sturm gefahren sind.

Am Ende kamen wir pünktlich an, was er damit begründete, dass die See vor Rügen so viel ruhiger als gedacht war und wir viel schneller fahren konnten.

In den ersten 5 Minuten Autofahrt auf Rügen haben wir bestimmt mehr Autos gesehen, als in unserem gesamten Urlaub auf Bornholm.

Lichtblick

Über Louisenlund und Aakirkeby zum Strand

Wir dachten schon, Bornholm will uns den Abschied erleichtern, denn heute Morgen regnete es kräftig und es sah draußen sehr ungemütlich aus. Ersteinmal ging ich im Regen Brötchen holen. Dann zauberte das Wetter einen Regenbogen an den Himmel. Das musste ein gutes Zeichen sein!

Regenbogen am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen!

Wir nahmen trotzdem das Auto und die Fahrräder huckepack um nicht bei Regen starten zu müssen und etwas flexibler mit der Rückfahrt zu sein.

Wir stoppten am Louisenlund, einer der größten Ansammlungen von Bautasteinen Dänemarks und idyllisch in einem kleinen Wäldchen gelegen. Bautasteine sind unbeschriftete und in der Regel unbehauene große, schlanke Steine, die um etwa 1100 v. Chr. über Gräbern, an Grabhügeln oder anderen bedeutenden Orten einzeln oder in Gruppen aufgerichtet wurden. Ein gängiger Begriff ist auch Menhir, Asterix-Fans ist er natürlich als Hinkelstein bekannt.

Interessante Infos zu Bautasteinen finden sich hier: https://www.wikiwand.com/de/Bautastein

Im Louisenlund stehen ca. 70 Bautasteine unterschiedlicher Größe. Da es keine archäologischen Untersuchungen gab, ist auch nicht viel mehr bekannt.

Louisenlund

Am Parkplatz Oksemyrevejen an den Paradisbakkernen stellten wir das Auto ab und nahmen die Räder Richtung Aakirkeby. Es ging immer schön durch den Wald, gefühlt mehr bergab als bergauf – es rollte gut – aber es war schon merklich kühler als die letzten Tage. Wieder war es sehr windig, aber diesmal hatten wir sogar Rückenwind.

Der Weg führte uns auch durch ein Freigehege für Wisente. 2011 wurden hier im Rahmen eines Pilotprojektes 7 Wisente aus Polen ausgesetzt. Der europäische Bison, der nach dem 1. Weltkrieg in freier Natur bereits ausgerottet war sollte hier durch sein natürliches Verhalten für mehr Dynamik im Waldboden und beim Bewuchs sorgen. Man wollte also testen, ob der Wisent auf Bornholm leben kann und sich als kostengünstiger Waldpfleger eignet. Da das Umweltministererium mit den Ergebnissen zufrieden waren dürfen die Wisente nun in einem 200 Hektar großen eingezäunten Gebiet leben. Gesehen haben wir leider keinen.

Unterwegs

Über Aakirkeby hatte Bernhard im Reiseführer gelesen, es sei ein sympathisches Städtchen, das man nicht am Wochenende besuchen sollte, weil es dann zu ruhig wäre. Heute war Donnerstag und ich bin nicht sicher, wieviel ruhiger es an einem Wochenende noch hätte sein können.

Am Markt waren fünf Flohmarkstände aufgebaut, ein paar wenige Menschen waren unterwegs, aber sonst war es sehr beschaulich. Zwei Mal in der Woche, unter anderem donnerstags, ist großer Flohmarkt im Ort – ich vermute jetzt mal, dass im Sommer mehr los ist. Wir setzen uns auf eine Bank an der Kirche um diese zu bewundern und schlenderten dann noch durch ein paar Gassen.

Kirche in Aakirkeby

Hat sich der Besuch dennoch gelohnt? Auf jeden Fall! Denn beim örtlichen Bäcker, der in 6. Generation dort ansässig ist und über ein staatliches Bio-Zertifikat verfügt, gab es eines der leckerste Törtchen, die ich je gegessen habe! Ein Emmerbrot haben wir auch noch gekauft.

Hmmm…

Da die Sonne so schön schien beschlossen wir noch zur Südküste zum Strand zu fahren. Den hatten wir dann komplett für uns allein. Wir aßen unser Käsebrot und spazierten barfuß am Strand. In und hinter den Dünen waren überall Ferienhäuser versteckt.

Strand in Sømarken

Über der Ostsee aus Windrichtung sahen wir schon die dicken schwarzen Wolken mit Regen im Gepäck. Für unsere Rückfahrt zum Auto rechneten wir mit einer anstrengenden ca. 25 km Tour, die uns größtenteils bergauf führt und von Gegenwind begleitet wird.

Es lief aber besser als gedacht. Der Wind war wirklich kräftig kam aber meistens von der Seite. So mussten wir zwar aufpassen nicht umgepustet zu werden, mussten aber nicht noch extra gegen den Wind antreten. Steigungen und Gefälle hielten sich auch die Waage. Nach guten 20 km waren wir zurück am Auto, hielten noch einen Plausch mit einem älteren dänischen Ehepaar und als wir losfuhren war auch der Regen da.

In Svaneke genossen wir noch einmal Pommes mit Meerblick. Danach war nur noch Sachen packen angesagt. Der Tag verabschiedete sich mit einem Regenbogen.

Ein runder (Geburts)Tag

Das war heute ein schöner Tag! Er begann damit, dass Carmen am Herd stand und ich die Couch erst verlassen durfte, als das Frühstück auf dem Geburtstagstisch stand. Apfel-Eierkuchen, mmmh lecker. Geschenke gab’s auch, bei dem einen bin ich schon auf Seite 48.

Frühstück

Nachdem wir uns für das so gar nicht geburtstagsmäßig schöne Wetter angezogen hatten, Carmen trug heute erstmals eine lange Hose, haben wir uns zu Fuß nach Svaneke begeben.Im Anschluß an die Besichtigung des recht kleinen Wochenmarktes haben wir eine nicht unerhebliche Anzahl Geschäfte aufgesucht, um noch dieses und jenes zu kaufen. In einem der Glasgeschäfte konnten wir zwei jungen Glasbläserinnen bei ihrer Arbeit zugucken, das war wirklich sehenswert. Zwischendurch gab es dann den bereits früher erwähnten æble kage (Apfelkompott) und Kaffee dazu.

Kaffee

Krönender Abschluss des Svaneke-Besuchs war dann das Abendbrot in der Fischräucherei. Hier habe ich mich an der Bornholmer Spezialität, geräuchertem Hering versucht, ich war aber nur mittelmäßig erfolgreich. Möglicherweise gibt es auf Bornholm ein Schulfach, in dem der Umgang mit geräuchertem Hering und seinen Gräten gelehrt wird.

Abendbrot

Zahlreiche Anrufe und Nachrichten habe ich auch bekommen, ich war also den ganzen Tag beschäftigt…

Auto stürzt von Klippe und explodiert

… aber von vorn.

So grau wie heute Morgen haben wir Bornholm noch nicht erlebt. Es regnete durchgehend, obwohl der deutsche Wetterdienst und auch das dänische meteorologische Institut eigentlich nur ein paar Tropfen vorausgesagt hatten.

Wir fuhren trotzdem erstmal los und wie andere deutsche Touristen, denen wir unterwegs begegneten, fuhren wir unsere Fahrräder mit dem Auto spazieren, in der Hoffnung, dass am Ziel besseres Wetter herrscht. Nicht mal die Ostsee war zu sehen so grau und verregnet war es. Kein Hoffnungsschimmer, nirgendwo.

In Allinge saßen wir eine ganze Weile im Auto herum. Laut Live-Radar schien bereits die Sonne, draußen peitschte der Regen. Weiter warten. Wir waren nah dran zurück zu fahren und einen Faulenzertag einzulegen. Als der Regen etwas nachließ wollte ich mir wenigstens noch die Bronzefigur vor der Kirche anschauen. Die Skulptur war hübsch und trägt den Titel „Metamorphose“.

Bronzefigur „Metamorphose“ des dänischen Bildhauers und Keramikkünstlers Arne Ranslet

Gleich nach unserem Besuch der Figur vollzog auch das Wetter eine Metamorphose. Die Wolkendecke riss auf und ließ hier und da die Sonne durch. Das ist das Tolle an der Ostsee…es ist eigentlich nie hoffnungslos.

Allinge

Heute wollten wir das Highlight der Insel – die Festung Hammershus, eine der größten Festungsanlagen Nordeuropas – besuchen und mit einer ca. 40 km langen Radtour verbinden. Dafür war es allerdings schon etwas zu spät, weshalb wir ins Fischerörtchen Vang fuhren, dort parkten und uns mit dem Fahrrad erstmal auf den Weg zur Burg aufmachten – immer schön bergauf.

Festung Hammershus

Die Festung wurde etwa Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut. Sie war wechselnden Besitzansprüchen ausgesetzt, wurde stetig erweitert und erreichte ungefähr Mitte des 16. Jahrhunderts ihr endgültiges Aussehen. Umgeben ist sie von einer 750 Meter langen Ringmauer. Ab Anfang des 17. Jahrhunderts verlor sie nach und nach ihre Bedeutung bevor man sie 1743 dann schließlich aufgab. Damit war sie dem Verfall preisgegeben und wurde von den Bewohnern der umliegenden Orte als Materialquelle für ihre Bautätigkeiten genutzt. Erst 1822 änderte sich das. Durch einen königlichen Erlass wurde die Ruine unter Denkmalschutz gestellt.

Festung Hammershus

Ab 1890 gab es die ersten Erhaltungsmaßnahmen, die eigentlich bis heute andauern. Aktuell werden gerade Mauern, die in den 60er/70er Jahren mit Zement restauriert wurden erneuert. Auf Hinweistafeln vor Ort wurde erklärt, dass Zement Feuchtigkeit speichert und dies bei Frost zu Problemen führt. Deshalb wird in längeren Mauerabschnitten nun der Zement durch Kalkmörtel ersetzt, weil dieser Wasser wieder abgibt und er gleichzeitig auch dem historischen Baustoff entspricht.

Das Besucherzentrum wurde schön in die Landschaft integriert und bietet, sowohl von der Besucherterrasse auf dem Dach, als auch vom Café aus, einen herrlichen Blick auf die Burganlage. Der Eintritt zur Burg ist frei.

Das Besucherzentrum
Blick von der Festungsanlage Richtung Süden

Als nächstes haben wir uns die Petroglyphen von Madsebakke angeschaut, die zu den wichtigsten Nordeuropas zählen. Sie stammen aus der Eisenzeit und sind bis zu 3000 Jahre alt. Da sie mittlerweile schwer zu erkennen sind werden sie hin und wieder mit Farbe nachgezeichnet.

Petroglyphe

Anschließend radelten wir zurück nach Vang. Der letzte Teil war herrlich… immer schön bergab. Dort angekommen gab es in einem Café am Hafen tatsächlich richtigen selbstgebackenen Kuchen – Rhabarber und Apfel mit Streuseln. Geht doch!

Richtiger Kuchen!

Den späten Nachmittag wollten wir nutzen und an der Küste entlang noch bis zur Felsformation Jons Kapel wandern.

Unser erster Stop war der ehemalige Hafen am Granitsteinbruch. Um den Granit zu verschiffen wurde nicht nur der Felsen durchbrochen um einen Zugang zum Meer zu schaffen, sondern auch eigens ein Hafen mit enormem Tiefgang angelegt. Seit 1896 wurde in Vang Granit abgebaut und viele Männer waren Steinmetze oder arbeiteten im Steinbruch. Nachdem der Abbau nach ca. 100 Jahren nicht mehr rentabel war und eingestellt wurde, ist das Pier für die sportliche Freizeitnutzung angepasst worden. So gibt es Picknicktische, ein Sprungbrett und eine Badetreppe. Auch für Angler soll der Ort aufgrund der Wassertiefe attraktiv sein. Ein langer Betonpfad führt auf aufgeschütteten Steinen ein ganzes Stück weit ins Meer. Ein skurril schöner Ort.

Rundblick ehemaliger Steinbruchhafen in Vang

Unseren Weg zum Steinbruch selbst und weiter zu Jons Kapel konnten wir leider nicht fortsetzen. Ein auf einem Klappstuhl ruhender Mann „bewachte“ den Durchbruch zum Steinbruch und erklärte uns auf deutsch, dass dort gerade ein Film gedreht wird und dort ein Auto von den Klippen stürzen und explodieren würde. Und wirklich, kurze Zeit später stieg schwarzer Rauch auf. Ich hätte das gern gesehen, noch lieber wäre ich weitergewandert.

Rauchwolke des abgestürzten Autos

Rønne

Heute besuchten wir die Inselhauptstadt Rønne. Wir parkten unser Auto am Hafen und nach einem kurzen Besuch der Touristinformation machten wir uns auf den Weg ins Zentrum.

Straße in Rønnes Zentrum

Rønne ist eine Stadt mit schmalen, teilweise gepflasterten Straßen mit ansehnlichen Fachwerk- und Backsteinhäusern. Leider wurde ein Großteil der historischen Bausubstanz am 8. Mai 1945 zerstört, als sowjetische Bomber die beiden größten Städte der Insel, Rønne und Nexø bombardierten. Das taten sie, weil die deutschen Besatzer der Insel sich weigerten, sich den sowjetischen Truppen zu ergeben. An verschiedenen Stellen in der Stadt erinnern Tafeln oder Bilder an den Bombenangriff.

Darstellung des sowjetischen Bombenangriffs
Keramik fließen mit
Darstellung des Bombenangriffs

Unseren Rundgang begannen wir an der Nikolaikirche. Wenn man aus Richtung Rügen auf die Insel zufährt, grüßt der weiße Kirchenbau bereits von Weitem. Von hier aus schlängelten wir uns durch ein paar Gässchen, um erst auf dem Lille Torv (Kleiner Markt) und wenig später auf dem Store Torv (Großer Markt) zu landen. Hier herrschte geschäftiges Treiben, neben zahlreichen Touristen nutzen wohl auch die Einheimischen die Cafés für ihre Mittagspause. Auf dem Großen Markt wird an einem Bankgebäude auf das beim Bombenangriff zerstörte Vorgängergebäude hingewiesen, indem ein Bruchstück der alten Fassade in den Neubau integriert wurde.

Reste der Sparkassenfassade am Gebäude der Nordea Bank
Haus

Weiter ging es durch die Straßen im Zentrum, um die schönen Häuschen zu bewundern. Unterwegs nutzten wir die Möglichkeit, bei einem Bäcker Kaffee und Kuchen zu uns zu nehmen, das hatten wir bei den bisherigen Ausflügen ja immer vermisst (Anmerkung C.: es war eher ein Keks). Wir schlenderten dann am Theater der Stadt vorbei, welches sich seit 1823 in einem umgebauten Kontorhaus befindet. Dem Keramik-Laden der Hjorths Fabrik statteten wir einen Besuch ab, haben aber auf einen Gang durch das zugehörige Museum verzichtet. Wir warfen einen Blick auf Rønnes kleinstes Haus, die Fassade besteht nur aus Haustür und zwei schießschartenähnlichen Fenstern rechts und links derselben.

Theater von Rønne
Hjorths Fabrik

Zurück am Großen Markt gab es für jeden noch eine Kugel Eis, ich hatte mir Lakritz-Eis ausgesucht: sehr lecker. Dann ging es über die Strandpromenade vorbei am Yachthafen zurück zum Auto.

Da der Nachmittag noch jung war und Carmen sich den Besuch einer Trödelscheune in Nexø (Klunkerkönig) gewünscht hatte, sind wir den kleinen Umweg über Nexø gefahren, um auch dieses Highlight nicht zu verpassen.

Nach dem Abendessen noch ein kurzer Spaziergang an Listeds Küste, nun ist schon wieder ein Tag rum.

Schock

Schock 1:

Ich habe mich die ganze Zeit schon gewundert, dass wir nirgendwo Ansichtskarten gesehen haben. OK, wir waren noch nicht in vielen Läden, aber normalerweise laufen die einem doch immer irgendwo mal über den Weg. Dann dachte ich, dass die Bornholmer schnöde Postkarten nicht so toll finden, weil sie sich lieber irgendwelchen Designsachen widmen, verschiedenes Kunsthandwerk oder lokale Produkte herstellen. Doch gestern konnten wir das Rätsel lösen. Es liegt am Porto, besser gesagt an den Portokosten! Eine Postkarte nach Deutschland kostet 36 dänische Kronen, das sind knapp 5 Euro. Pro Karte wohlgemerkt! Damit fällt die Urlaubspost dieses Mal aus….

Schock 2:

Unser Urlaub ist bald rum. Uns bleiben nur noch drei komplette Tage auf der Insel. Oh man…

Schock 3:

Die Queen ist gestorben?! Wir lesen ja momentan keine Nachrichten etc., aber als Bernhard bei Youtube nach einem Video mit dänischer Aussprache gesucht hat, wurde es ihm angezeigt…

Windmühlen-Tour

Bernhard war heute früh wach und erledigte gerade den Abwasch, als ich aus den Federn kroch.

Statt zum Brötchenholen nach Svaneke zu radeln, machte ich es wie Bernhard gestern: ich ging 350 Meter die Straße entlang zum Selbstbedienungsstand, wo es täglich ab 08:30 Uhr frisch gebackene Sauerteigbrötchen und -brot gibt. Eigentlich mag ich die Variante mit dem Fahrrad lieber… die Ostsee links, Felder rechts, bergauf, bergab, dann die Windmühle am Ortseingang und die hübschen Gassen im morgens noch etwas verschlafenen Ort.

Um 10 Uhr starteten wir heute unser Tagesprogramm. Bernhard hatte eine Radtour zu einigen Windmühlen für uns gebastelt. Ich entschuldige mich jetzt schon mal, dass ich jeder von ihnen unten ein paar Zeilen widme.

Los ging es. Der Himmel war bedeckt, die Wolken hingen tief, leichter Wind bei ca. 16 Grad und Aussicht auf etwas Regen.

Den Anfang machte die Kuremølle. Eine hübsche Holländerwindmühle, die von 1861 bis 1960 in Betrieb war.

Kuremølle

Im Pedersker Wald, durch den es sich herrlich radeln ließ, kamen wir an einer feudalen Hütte vorbei. Es gab einen Grill, Feuerholz, Pferdeparkplätze und ich würde sagen zwei Ebenen zum Schlafen (da bin ich mir aber nicht ganz sicher) sowie ein Plumpsklo mit selbstabsenkendem Klodeckel. Sie hieß dann auch passenderweise Jagdhütte.

Jagdhütte

Weiter ging es über Felder, kleine Wege und Nebenstraßen vorbei an einsam gelegenen Gehöften oder kleinen Ansammlungen von Häusern.

Von der Myreagre Mølle (1865 – 1970) stand nur der Turm. Die drehbare Haube war abgenommen und lag daneben. Es sah aus, als würde sie für eine Sanierung bereit liegen.

Myreagre Mølle

Unsere erste Rast (Obst und Nüsschen) machten wir an der Egeby Mølle, einer schnuckeligen Bockwindmühle von 1787. Bis 1920 war sie in Betrieb und seit 1935 gehört sie dem Bornholmer Verband, der sich, dem Zustand nach zu urteilen, bestens um sie kümmert.

Egeby Mølle

Unterwegs kamen wir immer wieder an den bereits öfter erwähnten Selbstbedienungsständen vorbei. Am ersten Honigstand haben wir nur geschaut. Am zweiten konnten wir den Honig sogar verkosten und haben dann zwei Gläser mitgenommen. Es empfiehlt sich, immer genügend Kleingeld dabei zu haben.

Erstmal gucken
… dann verkosten und kaufen…

Kaffee und Kuchen hatten wir an der Årsdale Mølle eingeplant. Leider wurde daraus nichts, da die Mühle, das daneben liegende Café und die Steinschleiferei am heutigen Sonntag Ruhetag hatten. Es gab trotzdem eine Bank, wo wir gemütlich unser Brötchen essen konnten.

Die Mühle kann normalerweise besichtigt werden und auch noch heute wird dort Mehl gemahlen. Damit ist sie die einzige Mühle Dänemarks, die seit ihrer Errichtung 1877 durchgehend in Betrieb ist. Seit 1959 steht sie unter Denkmalschutz.

Årsdale selbst ist ein schöner kleiner Küstenort, hübsche Häuser, ein kleiner Hafen, eine Fischräucherei.

Årsdale Mølle

Jetzt standen nur noch zwei Windmühlen auf unserem heutigen Programm. Beide in Svaneke.

An der Bechs Mølle oder auch Stubmølle sind wir schon mehrfach vorbei geradelt, denn sie liegt auf unserem Weg nach Svaneke. Dass sie die größte Bockwindmühle Dänemarks ist, war uns aber nicht bewusst (im Vergleich zur Egeby Mølle, die wir vorher besucht haben ist sie wirklich riesig). Sie wurde bereits 1629 gebaut, im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut und erweitert und 1960 schließlich umfassend saniert. Viele Balken im Inneren sollen noch original sein. Der Förderverein Svaneke kümmert sich um den Erhalt.

Bechs Mølle in Svaneke

Die zweite Mühle im Ort und auch die letzte unserer Tour ist die Svanemøllen – die Schwanenmühle von 1856. Passend zu ihrem Namen und auch zum Namen der Stadt hat sie als Wetterfahne einen Schwan. Von außen ist sie mit Holzschindeln bedeckt, wobei zwei Seiten mit runden Schindeln verkleidet sind und zwei Seiten mit eckigen. Auch sie wurde 1960 umfangreich saniert und wird von einer Trägergemeinschaft im Ort unterhalten.

Svanemøllen in Svaneke

Nach so vielen Mühlen hatten wir uns Kuchen verdient. Wir lagen gut in der Zeit und waren gegen dreiviertel drei am Imbiss in Svaneke, der neben Burgern, Hotdogs und Pommes auch mit „hjemmebagt kage“ (hausgemachtem Kuchen) auf einem Schild wirbt. Es gab aber keinen. Er war nicht bereits alle – nein – es gab einfach keinen. Schnell radelten wir zu unserem Brötchenstand. Dort hatten sie, als wir heute Morgen aufgebrochen sind, ein Schild angebracht und mit Kaffee und Kuchen geworben. Als wir um drei ankamen wurde gerade das Schild abgebaut und das Verkaufsfenster war bereits geschlossen. Aber sie hatten noch genau zwei Stück übrig – Glück gehabt! Bei strahlendem Sonnenschein haben wir uns den Kokoskuchen vor unserem Ferienhaus schmecken lassen.

Das war eine wirklich schöne Tour. Die Landschaft war abwechslungsreich, es gab immer mal wieder etwas zu gucken, unterwegs konnten wir Brombeeren naschen und obwohl es immer wieder auf und ab ging radelte es sich herrlich. Geregnet hat es immer bevor wir irgendwo ankamen und am Ende der Tour war herrlichster Sonnenschein. Ein perfekter Tag!

Im Norden

Heute haben wir, ob der nicht ganz so rosigen Wetteraussichten, beschlossen, mit dem Auto in den Norden zu fahren, nach Allinge-Sandvig.

Unseren ersten kurzen Stopp machten wir im Ortsteil Allinge. Hier gibt es, wie soll es anders sein, einen Hafen und ein paar bunte Häuschen in den Gassen, aber auch einige größere Hotels im weitläufigen Gebiet der mittlerweile aus zwei Orten zusammengewachsenen Stadt. Die Einkaufsstraße befindet sich direkt am Hafen. Im Ort gibt es eine Schweizer Konditorei, die macht aber schon um 12 zu, für uns gab es hier also nichts zu holen. Besonders gefallen haben uns die schön verzierte Technische Schule, ein Tagungszentrum, welches fast komplett aus Holz besteht und ein hölzerner Pfad durch die Felsen an der Küste.

Technische Schule
Tagungszentrum
Holzweg (da waren wir drauf)

Dann fuhren wir weiter nach Sandvig. Wir parkten in Strandnähe, es gibt hier tatsächlich einen richtigen Sandstrand! Unweit davon begannen wir unsere Wanderung über die Halbinsel Hammeren, welche uns zuerst an der Küste entlangführte. Wir passierten einen Leuchtturm und nachdem wir uns an der Küste an den schönen rund- und glattgeschliffenen Steinen erfreut hatten, liefen wir weiter zur Salomons kapel. Hier befinden sich die Überreste einer Kapelle vom Anfang des 14. Jahrhunderts. Von dort aus ging es bergauf zum Hammer fyr. Diesen Leuchtturm, ein ganzes Stück über dem Meer gelegen, kann man besichtigen und von der Aussichtsplattform den Blick über die Ostsee und einen Teil der Insel genießen.

Hammer fyr

Den Rückweg nach Sandvig nahmen wir über die Rückseite des Berges. Von hier aus hat man tolle Aussichten auf das Meer und die Festung Hammershus sowie auf die riesigen ehemaligen Granitsteinbrüche, die inzwischen mit Wasser vollgelaufen sind und unter anderem zum Baden und Angeln genutzt werden. Eine Zeit lang waren die Steinbrüche im Besitz eines deutschen Unternehmers, weshalb ein Großteil des gebrochenen Granits als Pflastersteine in Deutschland endeten, unter anderem in Berlin.

Blick auf die Ostsee, im Hintergrund links die Festung Hammershus
Blick von oben auf die ehemaligen Steinbrüche
Blick von oben auf die ehemaligen Steinbrüche
Blick von oben auf die ehemaligen Steinbrüche

An einem der Steinbrüche ließen wir uns davon beeindrucken, wie einige wagemutige Schwimmer von einer 7 Meter hohen Wand aus ins Wasser sprangen. Auf dem Weg in den Ort konnten wir noch eine Bausünde aus dem letzten Jahrhundert bestaunen, ein Hotel, ich würde meinen im Stil einer POS aus den 70er Jahren, welches auf der Insel absolut deplatziert wirkt.

Mit dem Wissen, dass es im Norden noch einiges zu sehen gibt, fuhren wir zurück ins Ferienhaus.

Faulenzertag – beinahe ohne Kaffee und Kuchen!

Über Nacht hat sich der Sturm gelegt und der gestern am späteren Abend einsetzende Regen hat der Insel, glaube ich, auch ganz gut getan.

Für heute hatte Bernhard sich ja schlechtes Wetter gewünscht. So ganz hat das nicht geklappt, wir haben trotzdem erstmal so getan als ob.

Gegen halb zwei haben wir uns dann aufgerafft und sind an der Küste entlang nach Svaneke spaziert um irgendwo zu Kaffee und Kuchen einzukehren. Das dänische Wort dafür (kage) hatte ich mir sicherheitshalber gleich ganz am Anfang unseres Urlaubs gemerkt.

Café Nummer eins war bereits in der Winterpause, Café Nummer zwei ebenso. In den beiden Eisläden konnten wir keinen Kuchen entdecken. Es sah also nicht gut aus. Da erspähte ich auf dem Schild vor einem Restaurant „kaffe og kage“ (Kaffee und Kuchen). Die Bedienung teilte uns allerdings mit, dass sie nur „Danish apple cake“ hätten, was eigentlich kein Kuchen, sondern eher ein Kompott sei. Besser als nichts, dachten wir uns und wurden belohnt. Es war Apfelkompott mit karamellisierten Schichten aus irgendwelchen Krümeln, Schlagsahne und Fruchtsoße – hübsch angerichtet in einem bauchigen Glas. Dazu eine Stempelkanne Kaffee. Lecker!

Einer der beiden Eisläden in Svaneke: Bornholms Ismejeri & Kaffebar

Frisch gestärkt sind wir anschließend durch ein paar Lädchen getingelt – eine Bonbonmacherei, einen Schokoladen, einen Laden mit Gourmetlakritze, eine Glasbläserei mit Glaskunst und hübschen Gläsern, Lädchen mit allerlei lokalen Produkten und ein Kunstgeschäft für Bilder. Das sind tatsächlich auch alles keine Ketten, sondern lokal ansässige Geschäfte. Okay, der Lakritzladen hat es mit seinen Designlakritzkügelchen von hieraus bereits zu Filialen in andere europäische Städte geschafft (aber eben nicht anders herum).

Art Box Svaneke – Bilder, Rahmen, Künstlerbedarf

Bevor wir uns auf den Rückweg gemacht haben gab’s noch Pommes am lokalen Imbiss. Das hört sich jetzt irgendwie billig an, wird dem Ganzen aber nicht gerecht: es gab gemütliche Tische und Bänke mit Meerblick und ganz leckere, knusprige Pommes!

Madsen’s Madbar

In der Abendsonne sind wir dann an der Küste entlang zurück spaziert und fanden, dass das ein sehr erholsamer Tag für uns war.

Küstenweg Svaneke – Listed

Wackelstein und Gegenwind

Heute haben wir es doch tatsächlich geschafft, etwas eher aufzubrechen. Ich musste nicht joggen und wir hatten noch Brötchen von gestern.

Unser Weg führte uns in die Paradisbakkerne, die Paradieshügel. Unser Reiseführer schlug uns eine Rundwanderung vor, deren Beschreibung wir recht ansprechend fanden. Wir radelten also los und schon nach ca. 3 km hatten wir extrem starken Gegenwind, der uns die nächsten Kilometer erhalten bleiben sollte.

Abgekämpft erreichten wir unser Ziel, einen Wanderpparkplatz direkt bei den Paradieshügeln. Von hier aus starteten wir unsere Wanderung, die uns zuerst über spärlich mit Heidekraut, Faul- und Vogelbeerbäumen bewachsene Felsen führte. Später ging es dann durch zuerst dichten, dann lichteren Wald zum ersten Highlight des Tages, dem Wackelstein. Dies ist ein 30 bis 35 Tonnen schwerer Granitblock, den man, wenn man an der richtigen Stelle rüttelt, zum Wackeln bringen kann. Carmen hat dies auch locker geschafft. Eine der sieben Schulklassen, die uns auf der Wanderung begegneten, hat versucht, den Wackelstein gemeinsam umzukippen, glücklicherweise ist ihnen das nicht gelungen.

Wackelstein (daneben ein Troll zum Größenvergleich)

Weiter ging es durch einen Mischwald und über ein Felsplateau, um kurz später einen Blick auf die Gamleborg (alte Burg), eine eisenzeitliche Fluchtburg zu haben. Um ganz ehrlich zu sein: Mehr als einen Talkessel haben wir beim besten Willen nicht entdecken können.

Die nächste Attraktion war eine riesige umzäunte Hochebene, die durch Kahlschlag renaturiert wurde und durch die dort lebenden Schafe in diesem, für die Insel wohl ursprünglichen Zustand, erhalten werden soll. Aufgrund der riesigen blühenden Heideflächen erinnert dieses Plateau irgendwie an Schottland.

Heidelandschaft
Landschaftsgärtner

Ein Stück weiter ging der Weg an einem Spaltental entlang, einer Schlucht, die stellenweise nur wenige Meter breit ist. Kurz darauf wanderten wir am Gamledam weiter. Dabei handelt es sich um ein Hochmoor. Das Platschen der vor uns die Flucht ergreifenden Frösche begleitete uns.

Spaltental

Vom Parkplatz aus fuhren wir dann in Richtung Svaneke, erst bei Gegenwind bergab, dann ein gutes Stück mit Rückenwind auf der Landstraße und dann wieder mit Gegenwind die restlichen 3 km bis Svaneke bergauf. Hier hat es mir eigentlich gereicht und ich hätte die Tour gern beendet.

Gerne hätten wir uns in Svaneke für de Strapazen mit einem Stück Kuchen belohnt. Aber das Café hatte schon zu und beim Bäcker war der Kuchen alle. Also sind wir in unsere Hütte zurückgeradelt, um ein paar Waffeln zu essen.

Nach dem Abendessen sind wir nochmal ans Wasser gegangen, um uns das Schauspiel aus Sturm, Wellen und Felsen anzusehen. Morgen wird das Wetter wohl etwas schlechter und regnerisch, eine gute Gelegenheit mal auszuruhen.