Ausflug zum höchsten Gipfel des portugiesischen Festlands

Heute klingelte der Wecker etwas eher als gewöhnlich. Wir hatten uns vorgenommen, unsere Wanderung zum Poios Brancos nicht zu spät zu beginnen. Ein Blick aus dem Fenster ließ uns befürchten, dass aus unserer Tour nichts wird, der Himmel hing voller dicker grauer Regenwolken. Wir entschlossen uns, trotzdem erstmal loszufahren, 1200 m weiter oben könnte das Wetter doch ganz anders sein. Und tatsächlich, oberhalb von 1000 m lichtete sich der Nebel und die Sonne kam heraus.

Wir begannen unsere Wanderung am Parkplatz (ca. 1600 m), den wir gestern schon zum Bestaunen der Berge und zum Fotografieren genutzt hatten und liefen dann los. Zuerst mussten wir uns navigieren lassen, da im Heidekraut kein Weg zu erkennen war und Markierungen fehlten. Später war der Weg deutlicher zu sehen und wir erreichten schnell den Poios Brancos. Hier zierte ich mich erst, die letzten Meter auf die Felsen zu klettern, da Carmen aber darauf bestand hochzuklettern, haben wir also einen 1704 m hohen Berg bestiegen. Leider gibt es oben kein Gipfelbuch. Der Blick ins Tal in Richtung Covilhã zeigte nichts als eine graue Wolkendecke, dieses Mal von oben, in der entgegengesetzten Richtung, in der wir den Torre mit seinen 1993 m erwartet hätten, sahen wir nur dicke Regenwolken.

Suchbild

Um nicht den selben Weg zurück zum Auto laufen zu müssen, hatten wir uns einen Weg rausgesucht, der uns nach einem kleinen Schlenker etwa 150 m unterhalb des Gipfels zum Parkplatz zurückbrachte. Zuerst war es relativ kahl, auch hier gab es wieder Spuren von Bränden in den vergangenen Jahren, später wurde die Vegetation üppiger.

Trotz der Wolken um den Torre herum wollten wir den höchsten Berg des portugiesischen Festlands natürlich auch noch besuchen. Die 7 km dorthin legten wir mit dem Auto zurück, sahen unterwegs jedoch einige Radfahrer, die sich durch Nebel und Regen den Berg hinaufquälten. Oben war wirklich garstiges Wetter, stürmisch, starker Regen, es war kalt und auch die Baude lud mit ihren zahlreichen Verkaufstresen, die scheinbar alle vom selben Großhändler beliefert werden, nicht zum Verweilen ein. Auch das Restaurant schreckte uns mit seiner lauten Partymusik ab. Carmen wurde von einer jungen Deutschen angesprochen, ob wir nicht zufällig nach Manteigas führen, sie sei von dort hier hochgewandert und suche nun jemanden, der sie mit zurücknehmen würde. Da wir auf keinen Fall nochmal die Straße nach Manteigas fahren wollten (die schmale mit der Ampel von gestern Abend), suchte sie weiter, allerdings war bei dem Wetter nicht wirklich viel los. Als wir abfahren wollten und sie bei dem Regen immer noch suchend über den Parkplatz lief, boten wir ihr an, sie wenigstens bis zum Abzweig nach Manteigas mitzunehmen, wo es zumindest vorher nicht geregnet hatte, was sie gerne annahm.

Auf dem Torre.

Nachdem wir unsere Passagierin abgesetzt hatten, fuhren wir zurück nach Covilhã, stoppten unterwegs noch an einem kleinen Stausee und parkten dann zum ersten Mal in Portugal in einer bewirtschafteten Parkzone. Da wir aber an einem Sonnabend nach 14 Uhr ankamen, war der Erwerb eines Parkscheins nicht nötig. Wir gönnten uns erstmal einen Kaffee und ein Pastel de Nata, um für die Erkundung der Stadt gestärkt zu sein.

Stausee in den Bergen.
Vor der Talfahrt: Aufforderung zum Testen der Bremsen.

Bei unseren Fahrten durch Covilhã waren uns schon einige große und kleine Wandbilder an den Häusern aufgefallen und auch sonst wirkte die Stadt irgendwie interessant. Vielleicht weil sie sich so an die Berge anschmiegt und es ein endloses Hoch und Runter mit kurvenreichen Straßen ist oder weil es wie ein wilder Mix aus unterschiedlichen Gebäuden und Stilen wirkt. Also sind wir losgestiefelt. Man verliert schnell die Orientierung, weil es ständig bergauf oder bergab geht und sich die Straßen und Gassen ewig winden, immer wieder gibt es schöne Ausblicke. Viele wirklich schöne Gebäude sind leider in ruinösem Zustand und stehen mitten in der Stadt, teils mit überwucherten, oft terassierten Gärten. Sieht eigentlich aus, als könnte man da schön wohnen. Dann gibt es wiederum Neubauten und auch große Wohnblöcke. Eine Vermutung wäre, dass neu bauen günstiger ist als sanieren. Allerdings fragen wir uns, was aus den vielen unsanierten Gebäude im Zentrum wohl mittelfristig wird. Vielleicht ist es hilfreich, dass Covilhã eine Universitätsstadt ist.

Interessantes Gebäude – leer stehend.
Ein Haus mit Rundungen.
Blick auf einen Teil Covilhãs.
Haus mit Jugendstilelementen.

Entlang des Flusses gibt es viele Industriegebäude, ebenfalls weitgehend ohne Leben. Sicherlich hatten sie mehrheitlich mit der Wollproduktion zu tun, die bereits seit dem Mittelalter zum Wohlstand der Stadt beitrug. Über die Stadt verteilt gibt es immer wieder riesige Wandbilder an den Häusern, auch Streetart kleinerer Formate oder Zitate z. B. von Kafka – auch nochmal ein Kontrast zum manchmal schon morbiden Charme von Covilhã und eine schöne Entdeckungsreise.

Weiterhin besichtigten wir eine Zisterne aus dem 15 Jh., mit welcher die Wasserversorgung der Bevölkerung sichergestellt werden sollte. Wir liefen auch über eine Fußgängerbrücke, die ein kleines Flüsschen in 52 m Höhe überquert und die einen Architekturpreis gewonnen hat. Von einem Ende der Brücke kann man mit zwei Aufzügen nach oben zum Jardim Público fahren, einem Park im Stadtzentrum und Ausgangspunkt unseres Spaziergangs. In einer Imbiss-Bar in der Nähe aßen wir noch einen gegrillten Toast. Der junge Mann, der uns dort bediente, freute sich ganz besonders über unseren Besuch, wahrscheinlich verirren sich nicht allzu oft Touristen in seine Bar.

Mittelalterliche Zisterne
Per Aufzug zur Brücke.
Pêro da Covilhã – Sohn der Stadt, Diplomat und Forscher.

Nach einem weiteren Spaziergang fuhren wir zurück zu unserer Schlafstätte, nach so viel Herumgelaufe werden wir gut schlafen.

Wetter: heute war alles dabei, Nebel, Wolken, Regen, Sonne, Wind. 10-20 Grad – je nach Höhe.