Sonntag – erst mal treiben lassen

Heute wollten wir uns erstmal treiben lassen. Wir sind also einfach losgelaufen.

Wir entdeckten inmitten eines von Schnellstraßen gesäumten Platzes Reste einer Bastei, schlenderten durch das Offiziersviertel, pausierten auf einer Parkbank am Friedhofseingang und wunderte uns über das rege Treiben dort. Wir dachten schon es wäre ein katholischer Feiertag, weil so viele Menschen unterwegs waren. In der Touri-Info meinte die Dame später, dass die Leute wahrscheinlich alle jetzt auf den Friedhof gehen, damit sie es zu Ostern nicht tun müssten.

Wir passierten dann noch einen militärischen Komplex und eine Universität, allerdings fanden wir keinen Bäcker zum Frühstücken. Das hatten wir uns also zu einfach vorgestellt oder sagen wir mal so, wir sind einfach in die falschen Richtungen gelaufen. Also machten wir uns doch wieder in Richtung Altstadt auf.

Bei einem Bäcker der Kette Lajkonik stärkten wir uns mit einem belegten Bagel und einem Kakao bzw. Kaffee.

Die Regenbogentreppe.

Wir spazierten weiter durch das jüdische Viertel Kazimierz, nach Podgorze, bestiegen die Regenbogentreppe und gelangten schlussendlich zum Krakus-Hügel, der sich etwa 3 km südlich der Altstadt befindet. Vom 16 Meter hohen Hügel hatten wir einen schönen Ausblick auf die Umgebung. Dort „oben“ pfiff der Wind ganz schön eisig und wir mussten uns einmummeln. Rund um den Hügel ist Wiese und im Sommer ist das bestimmt ein herrlicher Ort zum Erholen, für ein Picknick, Sport oder um den Sonnenauf-/untergang zu genießen.

Blick vom Krakushügel Richtung Stadt.

Gleich nebenan gab es einen Steinbruch. Bernhard wollte erst nicht, weil er dachte man dürfe dort nicht hin. Ich wollte ihn aber gern erkunden und wie sich herausstellte war das auch kein Problem. Es gab verschiedene Wege, die auch alle zugänglich waren. Der Steinbruch bot einen herrlichen Kontrast zur Stadt. Das erste Grün kam an den Bäumen zum Vorschein, die Vögel zwitscherten und die Sonne schien. Herrlich!

Blick auf den Steinbruch.

Der Kalksteinbruch wurde 1873 vom Krakauer Bernard Liban eröffnet, weshalb er auch Liban Steinbruch heißt. Im 2. Weltkrieg war es ein Arbeitslager der Deutschen. Heute stehen dort noch Reste der alten Industrieanlagen. 1993 diente das Areal für Dreharbeiten des Films „Schindlers Liste“, worauf auch mit einigen Schautafeln hingewiesen wird. Es gibt dort noch Überbleibsel der Dreharbeiten zu sehen, so zum Beispiel einen Weg aus Repliken jüdischer Grabsteine und Zaunpfähle mit Stacheldraht. Ein interessanter und etwas skuriler Ort.

Die alten Anlagen des Steinbruchs dienten als Filmkulisse.

Auf dem Rückweg streiften wir Fort Benedikt und die kleine Benediktkirche, die beide auf einem grünen Hügel liegen von dem man einen schönen Blick Richtung Stadt und zum Krakushügel hat. Weiter zur Kirche St. Josef, einer wunderschönen Backsteinkirche im neugotischen Stil.

Der Krakushügel. Irgendwie niedlich.

Nach so viel Laufen wurde es Zeit für einen Kaffeestopp. Welch ein Glück, dass nur ein paar Meter von der Kirche entfernt ein gemütliches Café (Lu-kier) mit sehr leckerem Kuchen auf uns wartete.

Die St. Josef Kirche in Podgorze, Krakau.

Fast schon bei Sonnenuntergang überquerten wir die Weichsel über die Bernatek-Fußgängerbrücke, die die Stadtviertel Podgorze und Kazimierz verbindet. In den Stahlseilen der Brücke hängen oder vielmehr tanzen durch die Schwingungen akrobatische Zirkusfiguren des polnisches Künstlers Jerzy Kędziora.

Akrobat auf der Bernatek-Brücke.

Schon etwas fußlahm liefen wir zurück zu unserer Ferienwohnung. Zum Abendessen waren wir im Restaurant Baqaro, das nur etwa 100 m von unserer Unterkunft entfernt ist. Dort gab es leckere Pinsa (so eine Art Pizza) und einen sehr aufmerksamen Service.

Die Weichsel.

Abends merkten wir, dass wir im Gesicht sogar einen leichten Sonnenbrand hatten.

Schritte: 28.366

Wetter: sonnig, aber kalter Wind