Auto stürzt von Klippe und explodiert

… aber von vorn.

So grau wie heute Morgen haben wir Bornholm noch nicht erlebt. Es regnete durchgehend, obwohl der deutsche Wetterdienst und auch das dänische meteorologische Institut eigentlich nur ein paar Tropfen vorausgesagt hatten.

Wir fuhren trotzdem erstmal los und wie andere deutsche Touristen, denen wir unterwegs begegneten, fuhren wir unsere Fahrräder mit dem Auto spazieren, in der Hoffnung, dass am Ziel besseres Wetter herrscht. Nicht mal die Ostsee war zu sehen so grau und verregnet war es. Kein Hoffnungsschimmer, nirgendwo.

In Allinge saßen wir eine ganze Weile im Auto herum. Laut Live-Radar schien bereits die Sonne, draußen peitschte der Regen. Weiter warten. Wir waren nah dran zurück zu fahren und einen Faulenzertag einzulegen. Als der Regen etwas nachließ wollte ich mir wenigstens noch die Bronzefigur vor der Kirche anschauen. Die Skulptur war hübsch und trägt den Titel „Metamorphose“.

Bronzefigur „Metamorphose“ des dänischen Bildhauers und Keramikkünstlers Arne Ranslet

Gleich nach unserem Besuch der Figur vollzog auch das Wetter eine Metamorphose. Die Wolkendecke riss auf und ließ hier und da die Sonne durch. Das ist das Tolle an der Ostsee…es ist eigentlich nie hoffnungslos.

Allinge

Heute wollten wir das Highlight der Insel – die Festung Hammershus, eine der größten Festungsanlagen Nordeuropas – besuchen und mit einer ca. 40 km langen Radtour verbinden. Dafür war es allerdings schon etwas zu spät, weshalb wir ins Fischerörtchen Vang fuhren, dort parkten und uns mit dem Fahrrad erstmal auf den Weg zur Burg aufmachten – immer schön bergauf.

Festung Hammershus

Die Festung wurde etwa Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut. Sie war wechselnden Besitzansprüchen ausgesetzt, wurde stetig erweitert und erreichte ungefähr Mitte des 16. Jahrhunderts ihr endgültiges Aussehen. Umgeben ist sie von einer 750 Meter langen Ringmauer. Ab Anfang des 17. Jahrhunderts verlor sie nach und nach ihre Bedeutung bevor man sie 1743 dann schließlich aufgab. Damit war sie dem Verfall preisgegeben und wurde von den Bewohnern der umliegenden Orte als Materialquelle für ihre Bautätigkeiten genutzt. Erst 1822 änderte sich das. Durch einen königlichen Erlass wurde die Ruine unter Denkmalschutz gestellt.

Festung Hammershus

Ab 1890 gab es die ersten Erhaltungsmaßnahmen, die eigentlich bis heute andauern. Aktuell werden gerade Mauern, die in den 60er/70er Jahren mit Zement restauriert wurden erneuert. Auf Hinweistafeln vor Ort wurde erklärt, dass Zement Feuchtigkeit speichert und dies bei Frost zu Problemen führt. Deshalb wird in längeren Mauerabschnitten nun der Zement durch Kalkmörtel ersetzt, weil dieser Wasser wieder abgibt und er gleichzeitig auch dem historischen Baustoff entspricht.

Das Besucherzentrum wurde schön in die Landschaft integriert und bietet, sowohl von der Besucherterrasse auf dem Dach, als auch vom Café aus, einen herrlichen Blick auf die Burganlage. Der Eintritt zur Burg ist frei.

Das Besucherzentrum
Blick von der Festungsanlage Richtung Süden

Als nächstes haben wir uns die Petroglyphen von Madsebakke angeschaut, die zu den wichtigsten Nordeuropas zählen. Sie stammen aus der Eisenzeit und sind bis zu 3000 Jahre alt. Da sie mittlerweile schwer zu erkennen sind werden sie hin und wieder mit Farbe nachgezeichnet.

Petroglyphe

Anschließend radelten wir zurück nach Vang. Der letzte Teil war herrlich… immer schön bergab. Dort angekommen gab es in einem Café am Hafen tatsächlich richtigen selbstgebackenen Kuchen – Rhabarber und Apfel mit Streuseln. Geht doch!

Richtiger Kuchen!

Den späten Nachmittag wollten wir nutzen und an der Küste entlang noch bis zur Felsformation Jons Kapel wandern.

Unser erster Stop war der ehemalige Hafen am Granitsteinbruch. Um den Granit zu verschiffen wurde nicht nur der Felsen durchbrochen um einen Zugang zum Meer zu schaffen, sondern auch eigens ein Hafen mit enormem Tiefgang angelegt. Seit 1896 wurde in Vang Granit abgebaut und viele Männer waren Steinmetze oder arbeiteten im Steinbruch. Nachdem der Abbau nach ca. 100 Jahren nicht mehr rentabel war und eingestellt wurde, ist das Pier für die sportliche Freizeitnutzung angepasst worden. So gibt es Picknicktische, ein Sprungbrett und eine Badetreppe. Auch für Angler soll der Ort aufgrund der Wassertiefe attraktiv sein. Ein langer Betonpfad führt auf aufgeschütteten Steinen ein ganzes Stück weit ins Meer. Ein skurril schöner Ort.

Rundblick ehemaliger Steinbruchhafen in Vang

Unseren Weg zum Steinbruch selbst und weiter zu Jons Kapel konnten wir leider nicht fortsetzen. Ein auf einem Klappstuhl ruhender Mann „bewachte“ den Durchbruch zum Steinbruch und erklärte uns auf deutsch, dass dort gerade ein Film gedreht wird und dort ein Auto von den Klippen stürzen und explodieren würde. Und wirklich, kurze Zeit später stieg schwarzer Rauch auf. Ich hätte das gern gesehen, noch lieber wäre ich weitergewandert.

Rauchwolke des abgestürzten Autos