Bernhard war heute früh wach und erledigte gerade den Abwasch, als ich aus den Federn kroch.
Statt zum Brötchenholen nach Svaneke zu radeln, machte ich es wie Bernhard gestern: ich ging 350 Meter die Straße entlang zum Selbstbedienungsstand, wo es täglich ab 08:30 Uhr frisch gebackene Sauerteigbrötchen und -brot gibt. Eigentlich mag ich die Variante mit dem Fahrrad lieber… die Ostsee links, Felder rechts, bergauf, bergab, dann die Windmühle am Ortseingang und die hübschen Gassen im morgens noch etwas verschlafenen Ort.

Um 10 Uhr starteten wir heute unser Tagesprogramm. Bernhard hatte eine Radtour zu einigen Windmühlen für uns gebastelt. Ich entschuldige mich jetzt schon mal, dass ich jeder von ihnen unten ein paar Zeilen widme.
Los ging es. Der Himmel war bedeckt, die Wolken hingen tief, leichter Wind bei ca. 16 Grad und Aussicht auf etwas Regen.
Den Anfang machte die Kuremølle. Eine hübsche Holländerwindmühle, die von 1861 bis 1960 in Betrieb war.

Im Pedersker Wald, durch den es sich herrlich radeln ließ, kamen wir an einer feudalen Hütte vorbei. Es gab einen Grill, Feuerholz, Pferdeparkplätze und ich würde sagen zwei Ebenen zum Schlafen (da bin ich mir aber nicht ganz sicher) sowie ein Plumpsklo mit selbstabsenkendem Klodeckel. Sie hieß dann auch passenderweise Jagdhütte.

Weiter ging es über Felder, kleine Wege und Nebenstraßen vorbei an einsam gelegenen Gehöften oder kleinen Ansammlungen von Häusern.
Von der Myreagre Mølle (1865 – 1970) stand nur der Turm. Die drehbare Haube war abgenommen und lag daneben. Es sah aus, als würde sie für eine Sanierung bereit liegen.

Unsere erste Rast (Obst und Nüsschen) machten wir an der Egeby Mølle, einer schnuckeligen Bockwindmühle von 1787. Bis 1920 war sie in Betrieb und seit 1935 gehört sie dem Bornholmer Verband, der sich, dem Zustand nach zu urteilen, bestens um sie kümmert.

Unterwegs kamen wir immer wieder an den bereits öfter erwähnten Selbstbedienungsständen vorbei. Am ersten Honigstand haben wir nur geschaut. Am zweiten konnten wir den Honig sogar verkosten und haben dann zwei Gläser mitgenommen. Es empfiehlt sich, immer genügend Kleingeld dabei zu haben.


Kaffee und Kuchen hatten wir an der Årsdale Mølle eingeplant. Leider wurde daraus nichts, da die Mühle, das daneben liegende Café und die Steinschleiferei am heutigen Sonntag Ruhetag hatten. Es gab trotzdem eine Bank, wo wir gemütlich unser Brötchen essen konnten.
Die Mühle kann normalerweise besichtigt werden und auch noch heute wird dort Mehl gemahlen. Damit ist sie die einzige Mühle Dänemarks, die seit ihrer Errichtung 1877 durchgehend in Betrieb ist. Seit 1959 steht sie unter Denkmalschutz.
Årsdale selbst ist ein schöner kleiner Küstenort, hübsche Häuser, ein kleiner Hafen, eine Fischräucherei.

Jetzt standen nur noch zwei Windmühlen auf unserem heutigen Programm. Beide in Svaneke.
An der Bechs Mølle oder auch Stubmølle sind wir schon mehrfach vorbei geradelt, denn sie liegt auf unserem Weg nach Svaneke. Dass sie die größte Bockwindmühle Dänemarks ist, war uns aber nicht bewusst (im Vergleich zur Egeby Mølle, die wir vorher besucht haben ist sie wirklich riesig). Sie wurde bereits 1629 gebaut, im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut und erweitert und 1960 schließlich umfassend saniert. Viele Balken im Inneren sollen noch original sein. Der Förderverein Svaneke kümmert sich um den Erhalt.

Die zweite Mühle im Ort und auch die letzte unserer Tour ist die Svanemøllen – die Schwanenmühle von 1856. Passend zu ihrem Namen und auch zum Namen der Stadt hat sie als Wetterfahne einen Schwan. Von außen ist sie mit Holzschindeln bedeckt, wobei zwei Seiten mit runden Schindeln verkleidet sind und zwei Seiten mit eckigen. Auch sie wurde 1960 umfangreich saniert und wird von einer Trägergemeinschaft im Ort unterhalten.

Nach so vielen Mühlen hatten wir uns Kuchen verdient. Wir lagen gut in der Zeit und waren gegen dreiviertel drei am Imbiss in Svaneke, der neben Burgern, Hotdogs und Pommes auch mit „hjemmebagt kage“ (hausgemachtem Kuchen) auf einem Schild wirbt. Es gab aber keinen. Er war nicht bereits alle – nein – es gab einfach keinen. Schnell radelten wir zu unserem Brötchenstand. Dort hatten sie, als wir heute Morgen aufgebrochen sind, ein Schild angebracht und mit Kaffee und Kuchen geworben. Als wir um drei ankamen wurde gerade das Schild abgebaut und das Verkaufsfenster war bereits geschlossen. Aber sie hatten noch genau zwei Stück übrig – Glück gehabt! Bei strahlendem Sonnenschein haben wir uns den Kokoskuchen vor unserem Ferienhaus schmecken lassen.

Das war eine wirklich schöne Tour. Die Landschaft war abwechslungsreich, es gab immer mal wieder etwas zu gucken, unterwegs konnten wir Brombeeren naschen und obwohl es immer wieder auf und ab ging radelte es sich herrlich. Geregnet hat es immer bevor wir irgendwo ankamen und am Ende der Tour war herrlichster Sonnenschein. Ein perfekter Tag!