Wir bauen einen Zaun!

1876

Was ist passiert, wenn das Büro auf einmal einen Vormittag menschenleer ist?! Dann ist mal wieder Sozialtag und so war es auch heute. An so einem Tag lassen alle Mitarbeiter für einen halben Tag ihre Arbeit liegen und widmen sich einem Sozialprojekt. Normalerweise ist das einmal im Monat der Fall. Im Oktober waren wir bei den Senioren und haben getanzt und gespielt, im Dezember hatten wir die ganzen Weihnachtsaktionen in den verschiedenen Projekten (insgesamt 4 Tage) und heute waren wir ganz am Stadtrand von Arequipa und haben begonnen einen Zaun für einen Kindergarten zu bauen. Was dabei so alles schief gehen kann…

1886

Mit peruanischer Pünktlichkeit sind wir um halb zehn gestartet. Kurz nach 10 Uhr waren wir dann am Kindergarten Santa Maria. Der befindet sich am Stadtrand in einem Armenviertel. Da draußen gibt es nur Steine und Staub, kaum Grün. Und wenn die Sonne scheint, brennt es erbarmungslos, das war heute mal nicht der Fall. Wie Schwalbennester kleben die Häuser dort an den Bergen, die Straßen sind ungeteert, noch nicht alle Haushalte haben Strom und fließendes Wasser.

Hier möchten wir den Kindern des Kindergartens eine kleine Spielfläche im Freien schaffen. Normalerweise verbringen die Kinder den ganzen Tag im Kindergarten, einfach weil es keine Abzäunung gegen Hunde, Autos und Betrunkene gibt. Am heutigen Tag haben wir die Grundlage für eine solche geschützte Fläche geschaffen. Wie gut, dass wir eine fast fertige Architektin im Büro haben, die auch noch zwei Freunde zur Verstärkung mitgebracht hat! Kann ja nix mehr schief gehen.

1881

Zuerst haben wir die Randbereiche von Steinen und Unrat befreit. Fachmännisch haben unsere Architekten dann die Flächen für die Pfosten markiert. Also alle Mann ans Löcherbuddeln, 40 cm tief. Gar nicht so einfach bei dem steinigen Boden. Also haben wir uns mit Spitzhacken bewaffnet um die Erde aufzuwühlen. Ich ging mit einem Spaten zu Werke. Erstmal schön kräftig in die Erde damit und den Boden etwas lockern. Eins, zwei, drei und ooops, das war dann wohl die Wasserleitung. Im Eifer des Gefechtes hatte ich das Rohr erwischt und da quoll das Wasser. Konnte ich ja auch nicht wissen, dass das nun genau dort langgeht – ICH bin ja kein Architekt. Wer verlegt hier aus Plastikrohre?! <(p>

Nun gut, ich durfte dann erstmal einige Zeit Unkraut rupfen und Steine entfernen, hatte gar keine Lust mehr auf Spaten, Schippe oder Hacke. Aber als dann eine Lösung in Sicht war hab ich doch wieder mitgehackt und zwei Löcher mit ausgehoben. Wie gut, dass sich in der Nachbarschaft gleich jemand befand, der sich damit auskannte. Mussten nur noch ein Rohrstück und eine Schelle (oder wie man das nennt) gekauft werden. Alles bestens!Wir waren also alle schwer beschäftigt. Da diese körperliche Arbeit viel hungriger macht als das Sitzen vor dem Computer, waren wir sehr froh, dass ein Auto mit Bananen vorbei kam. Schon von weitem wurde per Lautsprecher angekündigt: „Bananen süß und lecker. Zehn Stück für einen Sol.“ Wir haben dann zwanzig gekauft und es uns schmecken lassen. Das Schöne war, dass wir nicht alleine schufteten, sondern ein paar Nachbarn kamen um ebenfalls zu helfen, mit Werkzeug und Schubkarre!

1891

Als es ans Betonmischen ging gab es einen regelrechten Kampf er Kulturen. 😉 Unsere peruanischen Freunde mixten Sand, Zement und Wasser in einer Sandmulde auf dem Boden zusammen. Nachdem dann jeder Deutsche mindestens einmal rumgewundert hatte wieso wir das nicht in der Schubkarre machen, änderte sich an der Sache trotzdem nichts. Es wurde weiter auf dem Boden rumgemanscht und der Zement dann in die Schubkarre geladen. Öpi hätte eine wahre Freude gehabt! Aber nun gut, irgendwann hatten wir auch den ganzen Zement gemixt um die Holzpflöcke in die Löcher einzulassen.

1911

Im März geht es dann weiter, dann wird der Zaun fertig gestellt. Wir hoffen alle sehr, dass uns bis dahin nicht die Holzpfähle abgesägt werden!

Am Ende wurden wir winkend von den Kindern verabschiedet und gemalte Bilder gab es auch noch! Völlig ausgehungert sind wir dann wieder im Büro angekommen, wo Carmencita schon lecker für uns gekocht hatte.

Also Ergebnis des Tages: 10 Pfosten eingelassen, eine halb zerquetschte Hand, eine gebrochene und dann doch wieder reparierte Wasserleitung, eine gefundene Riesenmade und eine fast in der Tonne festgesteckte Chefin.