Kamisaraki auf den Uros

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Letzte Woche habe ich nun meine letzten zwei Urlaubstage genommen um noch mal zum wunderschönen Titicacasee zu fahren. Ich wollte unbedingt noch die strickenden Männer auf der Insel Taquile und die Insel Amantani besuchen. Auch die schwimmenden Uros-Inseln lagen noch einmal auf dem Weg. Wen der Titicacasee einmal in seinem Bann hat, den lässt er nicht mehr los. Bei mir ist das wohl der Fall, denn ich finde den See und das Drumherum traumhaft!

Los ging es wieder mit dem letzten Bus nach Puno, gleich am Mittwochabend nach der Arbeit. Nachdem ich diesmal vergessen hatte meinen Schlafsack mit in den Bus zu nehmen, hatte ich Glück und mein Sitznachbar hat seine Wolldecke mit mir geteilt. Ohne wäre es wirklich fröstelig geworden. Ankunft in Puno war wie immer zur unchristlichen Zeit um 4 Uhr morgens. Julia war so lieb, ich konnte sie bei meiner Ankunft anrufen und sie hat mir im dann im Halbschlaf die Tür aufgemacht. So konnte ich mich nochmal ein paar Stunden aufs Ohr legen. Ist schon praktisch wenn der Chef in Puno ein Haus hat und man immer in einem der Gästezimmer übernachten kann.

Um kurz nach 8 Uhr wurde ich dann für die Tour zu den Insel abgeholt. Eigentlich wollte ich ja wieder alles vor Ort auf eigene Faust buchen. Aber Julia hat mich dann doch vor meiner Abreise aus Arequipa noch überredet schon vorher eine Tour mit Guide zu buchen. Das erwies sich dann aber doch nicht als so schlecht, denn so konnte ich länger schlafen, brauchte nur noch in den Minibus steigen und einen Supersonderpreis habe ich auch noch bekommen. Mit ca. 20 anderen Leuten ging es dann aufs Boot. Buntgemischte Truppe: Peruaner, Schweden, Deutsche, Chilenen, Brasilianer und Japaner. Unser Führer für die nächsten zwei Tage hieß Hugo und erzählte alles immer auf Englisch und Spanisch. Auf Spanisch hätte mir vollkommen gereicht, denn mit der englischen Aussprache der Peruaner komme ich absolut nicht zurecht.

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Unser erster Stopp war auf der Uros-Insel Jachatata. Das ist Aymara und bedeutet soviel wie Großvater oder großartiger Vater. Wir erfahren, dass die Sonnenkollektoren auf den Inseln ein Geschenk von der Fujimori Regierung waren und die Menschen so seit etwa 13 Jahren Radio und Fernsehen auf den Inseln haben und eines Tages vielleicht auch Internet. Nicht alle Inseln haben allerdings diese Technik. Wir erfahren auch, dass es ungefähr 37 dieser schwimmenden Inseln gibt. Ganz genau kann man das nicht sagen, da sich immer mal wieder Inseln teilen. Das geht ganz einfach, die Insel wird dann im wahrsten Sinne des Wortes einfach durch geschnitten und wie ein Boot können die Bewohner dann einfach ihren Standort wechseln. Ist ganz praktisch wenn es mal Streit zwischen den Inselbewohner gibt. Auch unsere Insel hat sich vor einigen Monaten geteilt – wär mir aber gar nicht aufgefallen. 😉 Das macht natürlich auch das Umziehen leichter. Dazu werden einfach die drei Verankerungen im seichten Wasser (4-6 Meter tief) gelöst und schon geht es los, ganz ohne Möbelpacker und viel Arbeit. Ganz praktisch wie ich finde!

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Etwa 1.000 Menschen leben auf den Inseln im Schilfgürtel von Puno, auf einer Insel jeweils etwa fünf bis sieben Familien. Für die Kinder gibt es Inseln mit Schulen darauf, sie brauchen dazu also nicht auf das Festland. Wichtigster Grundstoff für die Bewohner ist das Totora-Schilf, das einmal natürlich die Basis der Inseln darstellt, aber auch als Feuerholz und Nahrungsmittel genutzt wird. Schmecken tut das Schilf leicht süßlich und es soll angeblich gut für die Zähne sein.

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Weiter geht es auf zur, wie Hugo sagt, Haupstadt der Uros. Auf der Insel Kamisaraki, was in der Sprache der Aymara so viel wie Hallo, Guten Tage, Guten Abend etc. heißt, steht auch eine Schule und es gibt einen Bürgermeister. Die Insel ist völlig von Touris überrannt, denn es sind zeitgleich mindesteins drei Boote dort. Es gibt Kioske, Restaurants, ein Café, Hot Dogs, ein öffentliches Telefon – zwar alles nett verpackt in Schilfhäusern, aber trotzdem passt es irgendwie nicht in diese Idylle. Die Touris zerren mehr oder weniger laufend irgendwelche Kinder vor die Kamera und die Kinder betteln die Touristen an. Ich glaube, für beide Seiten ist das nicht so angenehm, jedenfalls geht es mir so. Wie überall werde ich natürlich auch gebeten etwas zu kaufen. Ich kaufe dann noch ein kleines Schilfboot. Interessant und erlebnisreich ist der Besuch der Inseln allemal, aber die Hauptinsel war für mich schon etwas schwer zu verdauen.

Ich bin aber sehr froh, dass ich nochmals die Gelegenheit hatte die Uros zu besuchen! Ein paar Fotos sind in der Galerie, mehr gibts, wenn ich wieder zu Hause bin.

…weiter geht es zur Insel Amantani…