Ein Tag am Meer

Heute war mal Strandtag. Nachdem ich schon seit Wochen das Bedürfnis nach Sonne, Strand und Meer hatte ging es heute tatsächlich los. 5:45 Uhr aufstehen, 6:30 Uhr ins Taxi, 6:45 Treff mit Silke am Busbahnhof uns 7:40 Uhr mit 20 Minuten Verspätung mit dem Bus nach Mollendo aufgebrochen. Die Busfahrt dauerte ganze zwei Stunden, ging also ratz fatz. Kein Wunder so wie der Busfahrer gefahren ist, nur nicht den Fuß vom Gaspedal nehmen oder mal aufs Bremspedal treten. Naja, ging ja auch so gut wie nur bergab, den Schwung muss man ausnutzen.

Am Busbahnhof angekommen haben wir erstmal allen aufdringlichen Taxifahrern abgesagt und sind demonstrativ losgelaufen. Man war das warm und schwül. Hab zur Abwechslung mal richtig geschwitzt. Auf den ersten Blick war das Örtchen nicht besonders attraktiv. Alles nur grau-brauner Sand, Steine und unfertige Ziegelhäuser. Und was auch gleich offensichtlich war – hier gibt es Kakerlaken. Unübersehbar lagen sie, immerhin tot bzw. zertreten, auf der Straße rum. Bergauf, bergab liefen wir durch den Ort immer Richtung Meer. Wir sahen es, konnten es aber nicht riechen. Unterwegs noch etwas zum Trinken und ein paar Bananen gekauft kamen wir dann ins eigentliche Zentrum von Mollendo. Hier sah es schon etwas netter aus. Bunte Häuser teilweise aus Holz, netter Plaza, Stände mit Strandartikeln und lauter Menschen in kurzen Hosen und Flip-Flops. In Arequipa laufen so nur die Touris rum.

Unser erster Blick auf den Strand: hunderte von Menschen und zig bunte Sonnenschirme. Wow, an so einem vollen Strand war ich noch nie. Am Strand gab’s dann auch endlich den typischen Salzgeruch….hmmm. Es waren schon total viele Menschen im Wasser. Wir entschieden uns für einen Strandabschnitt, wo noch nicht so viele Leute im Wasser waren. Später sollten wir herausfinden wieso nicht. Wir mieteten uns für 7 Soles einen Sonnenschirm, der schon aufgestellt rumstand. Und weil der Sand zwar sehr fein aber schwarz war nahmen wir auch gleich noch zwei Liegestühle für je 3 Soles dazu.

Wir saßen noch gar nicht richtig, da wollten sie uns schon Mittagessen verkaufen. Mindestens ein Dutzend Leute waren damit beschäftig den Strandurlaubern Speisekarten unter die Nase zu halten. Da gab es Ceviche in allen Variationen, Hühnchen und Reis. Die Bestellung würde zusammen mit einem kleinen Tischchen direkt zu unserem Schirm geliefert werden. Aber wir wollten ja erstmal nichts essen und beobachteten stattdessen das Strandleben. Da gab es Eis- und Popkornverkäufer, Volleyballspieler, Leute die sämtliche Strandartikel, Bälle, aufblasbare Schwimmtieren, Gebäck, Nüsse, belegte Brote, Strandmatten, Getränke und was weiß ich noch alles verkauften. Verhungern konnte man also nicht. Außerdem konnte man kleine faltbare Schwimmbecken mieten. Das haben viele Familien mit kleinen Kindern auch in Anspruch genommen. Einmal aufgebaut haben dann Jungs mit großen Eimern Wasser aus dem Meer geholt und damit den „Pool“ gefüllt. Mag komisch klingen, ist aber durchaus einleuchtend, denn die Wellen am Pazifik haben einfach ein anderes Kaliber als an der Ostsee.
Der größte Hit am Strand war wohl ein Piratenboot. Das hatten, wie ein Schild besagte, irgenwelche Plastikkünstler erbaut und schoben es nun auf vier Rädern am Strand hin und her. Gegen einen kleinen Obolus konnten die Kinder auf das Boot und die Eltern von ihren Sprößlingen ein Foto machen. Oder aber, für die Eltern ohne Fotoaparat, gab es jemanden mit Kamera, der das Boot begleitete und die Kinder dann fotografierte. Etwas später konnten die Eltern sich das Foto dann bei der Crew abholen – sehr geschäftstüchtig. Die Peruaner sind auch ganz heiß auf solche Fotos….auf Fotos überhaupt.

Irgendwann traute ich mich dann auch mal ins Wasser. Brr, war das kalt – der Humboldtstrom ließ wohl keine andere Wassertemperatur zu. Aber erstmal drin, hielt ich es dann doch eine ganze Weile aus. Zwar ist da nichts mit Schwimmen, aber die Wellen machen schon Spaß. Man merkt aber auch ganz deutlich, welche Kraft dahinter steckt, besonders beim Zurückfließen des Wassers. Und ich hatte ganz vergessen, wie salzig der Pazifik ist. Die Augen brennen da schnell und sind jetzt auch immernoch ganz rot. Irgenwann pfiffen die Rettungsschwimmer, die am Strand verteilt waren und dirigierten die Menschen weiter nach rechts. Das machten sie immer mal wieder, wenn die Wellen in dem einen (bei Ankunft leereren) Bereich größer bzw. stärker wurden. Und dann sahen wir es auch. Der Bereich war mit roten Fahnen als „gefährlich“ gekennzeichnet. Naja, bei den vielen bunten Schirmen und dem Gewühle am Strand kann man das schon übersehen. Aber sie hatten Recht in dem Abschnitt war die Brandung doch irgendwie stärker.

Nach dem Baden war mir erstmal eisekalt und ich musste mich in die Sonne setzen zum Aufwärmen. Habe gemütlich ein Buch gelesen und Leute beobachtet und Silke hat den Schlaf der letzten Nacht nachgeholt. Irgendwann musste ich sie mit „Schuhe, Schuhe“ aus ihren Träumen reißen. Nach einer großen Welle kam ein ganzer Schwung Wasser auf uns und alle anderen zugerast. Silke konnte meine Turnschuhe gerade noch rechtzeitig hochheben und wir parkten unsere Habseligkeiten dann im Gestänge des Sonnenschirms. Im Laufe des Nachmittags kam das Wasser immer öfter, aber wir ließen uns davon nicht aus der Ruhe bringen. Es bewölkte sich immer mehr, aber bevor wir zu unserem Bus aufbrachen stürzte ich mich noch einmal in die Fluten.

Alles in allem ein schöner Faulenzer-Sonntag. Bestimmt nicht einer der schönsten Strände, aber halt am schnellsten von Arequipa aus zu erreichen und für einen Tagesausflug allemal ausreichend. Fotos gibt’s diesmal nicht, habe meine Kamera heute mal vorsorglich zu Hause gelassen.