Auf nach Cusco – Urubamba – Ollantaytambo

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Mal raus aus Arequipa und etwas mehr von Peru sehen. Jawohl! Mittwoch, 1.11.06, war ein Feiertag und so habe ich Donnerstag und Freitag frei genommen um mich mit Anja auf Reisen zu begeben. Während die Kinder hier in Arequipa am Dienstag abend verkleidet durch die Straßen liefen und Süßigkeiten sammelten (Halloween), fuhren wir zum Busbahnhof um den Nachtbus nach Cusco zu nehmen.

Mit einer Stunde Verspätung sind wir dann um 21 Uhr aus Arequipa abgefahren. Die nächsten neun Stunden durften wir in unseren bequemen semi-cama-Sesseln (halbe Schlafsitze) verbringen. Erst gab es noch einen Snack, dann ging das Licht aus und es wurde ruhig im Bus. Leider gab es keinen Gute-Nacht-Film, aber immerhin haben sie dafür die Heizung angestellt.

Die Fahrt an sich war eher ereignislos, alles dunkel, einige Schnarcher und phasenweise ein furchtbares Schütteln im Bus, weil die Straße nach Cusco so schlecht ist. Bei Tagesanbruch sind wir dann in Cusco angekommen und haben uns als erstes noch für den gleichen Abend die Zugfahrkarte nach Aguas Calientes gekauft. Dann ging es zum Plaza de Armas frühstücken – sehr lecker!

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Im Zentrum wird man laufend angesprochen, Jungs wollen einem die Schuhe putzen, Taubstumme bitten mit Zetteln um Spenden, Kinder wollen einem Postkarten verkaufen und tausend Leute möchten einem irgendwelche Informationen zu Touren und Rundreisen geben. So einfach entspannt mal fünf Minuten auf der Parkbank sitzen ist da nicht.

Unser Zug nach Aguas Calientes sollte um 20 Uhr von Ollantaytambo abfahren, das sind von Cusco aus etwa 80 km. Also haben wir uns gegen 13 Uhr auf den Weg gemacht. Zuerst ging es mit dem Bus für ganze drei Soles (knapp 80 Cent) ins 60 km entfernte Urubamba. Unsere Rucksäcke waren auf dem Dach des Busses untergebracht und wir hatten die ganze Zeit Angst das wir diese unterwegs in irgendeiner Kurve verlieren. Dem war aber glücklicherweise nicht so. Urubamba war aber nur die Zwischenstation. Von dort aus sind wir gleich mit dem Collectivo (Sammeltaxi) nach Ollantaytambo weitergefahren. Diesmal waren nicht nur unsere Rucksäcke auf dem Dach sondern auch ein kleines Lämmchen.

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Unser Zielort zeigte sich sehr verschlafen. Eigentlich heißt der Ort Ollanta und die Inka-Ruine über der Stadt Ollantaytambo, aber das wird nicht so eng gesehen. Unser Gepäck konnten wir gegen einen kleinen Obolus in einem Hostal abstellen. So hatten wir Zeit den Ort zu erkunden und konnten schon mal den Weg zum Bahnhof auschecken.

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So kamen wir auch in den Genuss eines Stierkampfes – keine Angst, nicht wirklich brutal, eher zur Unterhaltung gedacht. Der Bürgermeister konnte sich mit seinen spektakulären Aktionen echte Sympatien und Bravo-Rufe verdienen. Zwischendurch gab es eine Tanzeinlage. Das halbe Dorf schien in dem kleinen Coloseum versammelt zu sein und natürlich gab es auch wieder hausgemachte Snacks zu kaufen – lecker.

Gegen 19 Uhr haben wir uns dann zum Bahnhof aufgemacht. Wahnsinn wieviel Menschen sich mittlerweile dort versammelt hatten. Zig Busse, Autos und Collectivos standen am Wegesrand. Leute grillten oder verkauften ihre hausgemachten Leckereien. Ein Trubel und Gewühle – was für ein krasser Gegensatz zum sonst eher verschlafenen Örtchen.

Irgendwann öffneten sich dann auch die Tore und die Passagiere durften nach und nach in den Zug einsteigen. Kein preiswertes Vergnügen (30 US$), aber anders kommt man nicht zum Machu Picchu (außer man wandert und das kostet noch mehr). Die Einheimischen bezahlen natürlich weniger. Dies ist nur fair, denn 30 US$ ist hier für Viele leicht ein Drittel des Monatseinkommens. Viele Fahrgäste wohnen auch in Dörfern entlang der Zugstrecke.

Die Zugwagen sind nach Touristen und Lokalen unterteilt. Kurz vor acht schließen sich dann die Tore zum Bahnhof und es kommt zu fast gewaltätigen Auseinandersetzungen zwischen Leuten die noch mitfahren wollen und den Sicherheitsleuten bzw. dem Bahnpersonal. Das geht eine ganze Weile so. Es wird diskutiert und argumentiert. Irgendwann gehen die Tore wieder auf, mehr Leute werden durchgelassen, es wird weiter diskutiert, die Tore öffenen sich erneut, aber irgendwann fahren wir dann ab und es stehen immernoch Leute von dem Tor. Keine Ahnung, wie das für die Einheimischen gehandhabt wird. Normalerweise gibt es nur eine bestimmte Anzahl von Tickets….war jedenfalls traurig mit anzusehen. Aber die Züge fahren ja zwei Mal täglich.

Während der Zugfahrt fallen uns schon die Augen zu und nach knapp zwei Stunden kommen wir in Aguas Calientes an. Auch hier warten natürlich viele Leute, die einem eine Unterkunft anbieten wolen. Wir haben schnell ein Hostal gefunden und wollen nur noch duschen und ins Bett. Mal schauen wie es hier bei Tageslicht aussieht…..