Unser Frühstück konnten wir heute ohne viel Sucherei in der Jugendherberge einnehmen. Dass die Portugiesen nicht so die großen Frühstücker sind, ist uns schon mehrmals aufgefallen und so ist ein Frühstücksbuffet in einer portugiesischen Jugendherberge nicht mit dem zu vergleichen, was man bei uns von einem Frühstücksbuffet erwarten würde. Trotzdem konnten wir uns gestärkt auf den Weg machen, um Évora noch etwas zu erkunden.
Ich schickte mich an, die Knochenkapelle von Évora, die Capela dos Ossos, zu besuchen. Carmen machte sich daran, die Kirche São João Evangelista zu besuchen. Ich sah mir die Kapelle mit den aufgestapelten und eingemauerten Knochen an, während Carmen schließlich auf ihren Besuch verzichtete. Zur Geschichte der Capela dos Ossos schreibt Wikipedia: Die Capela dos Ossos wurde ursprünglich im 16. Jahrhundert auf Initiative eines Franziskanermönchs errichtet, der im Geiste der Gegenreformation seine Mitbrüder zum Nachdenken über die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und das Geheimnis des Todes anregen wollte. Die Absicht ist eindeutig didaktischer Natur, wie die gereimte Eingangsinschrift zeigt: Nós ossos / que aqui estamos / pelos vossos / esperamos („Wir Knochen, die wir hier sind, warten auf die euren“). Insgesamt eine recht schaurige Idee, wirklich wohlgefühlt habe ich mich dort nicht.




Dann, um für die Weiterfahrt gestärkt zu sein, kehrten wir noch in ein kleines Café ein und probierten dort noch einige der einheimischen Pastelchen die uns so gut schmeckten, dass wir noch ein paar als Wegzehrung mitnahmen.

Nachdem wir unsere Sachen aus der Jugendherberge geholt und ins Auto geladen hatten, fuhren wir in Richtung Nordosten los. Mehrmals begegneten uns auf der Ebene in unmittelbarer Nähe zur Schnellstraße Städte die auf bzw. um einen Berg herum gebaut sind, auf dem sich eine Burg befindet. Und so konnten wir nicht anders, als irgendwann mal die Straße zu verlassen und ein solches Städtchen aufzusuchen.

Wir fuhren also ins Zentrum von Estremoz und parkten dort bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein auf einem riesigen Platz mitten in der Stadt. Dann machten wir uns zu Fuß auf den Weg auf den Berg, wo sich das Schloss und die mittelalterlichen Wehrmauern befinden. Wir sollte es anders sein: als wir oben ankamen, fing es an zu regnen und so wurde es nur ein äußerst kurzer Ausflug. Wir konnten noch in Erfahrung bringen, dass Estremoz für seinen Marmor berühmt ist und so erklärte sich uns auch ein riesiger Steinhaufen am Ortsrand, den wir anfangs für eine Müllhalde gehalten hatten. Hier wird immer noch Marmor abgebaut.



Wir fuhren dann weiter über schnurgerade Landstraßen und sahen einmal einen ganzen Schwarm Geier über uns kreisen, ich vermute aber, dass sie dies nicht unseretwegen taten. Auf dem Weg mussten wir an einem Fluss eine Behelfsbrücke überqueren, weil das mittelalterliche Original ganz offensichtlich dem Autoverkehr nicht gewachsen war.

Als wir durch Alter do Chão fuhren, konnten wir nicht anders, als der kleinen Burg, die uns im Stadtzentrum neben einer Kreuzung zur Besichtigung einlud, diesen Gefallen zu tun. Die Familiengeschichte des Erbauers ließ sich für uns anhand der Erklärungen nicht nachvollziehen, es gibt aber auch deutsche Namen im Stammbaum. Die Burg, eine von zweien im Ort, ist liebevoll saniert und wir konnten sie auf dem Wehrgang komplett umrunden und alle vier Türme besteigen. Mit uns unterwegs waren zwei Erstsemester, die in einem der Türme einen Salatkopf finden mussten. Unten auf dem Platz warteten die anderen Studenten in ihren Umhängen. An einem Schild sahen wir, dass es im Ort eine Außenstelle der Universität von Évora gibt.
Der Mercado Municipal war am Nachmittag schon geschlossen, also fuhren wir weiter.

Auf dem weiteren Weg in Richtung Teixoso, unsere nächsten Station, bekamen wir eine erste Idee davon, was uns in den Bergen der Serra da Estrela erwarten könnte. Nach zwei Stopps bei Supermärkten kamen wir an unserer Herberge für die kommenden drei Nächte an.
