Zum Abschied aus dieser versteckten Unterkunft schien die Sonne. Frühstück gab es nochmal mit Blick auf den See. Herrlich! Dann verabschiedeten wir uns bei unseren Vermietern. Die Fahrt zurück über die Sand und Schotterpiste klappte viel besser als bei der Hinfahrt.


Da unser Urlaub sich dem Ende nähert müssen wir uns stetig weiter nach Norden bewegen. Unser Zwischenziel sollte die Stadt Évora sein.
Landschaftlich war es sehr schön. Unterwegs hielten wir an einem verlassenen Haus mit Garten und ernteten eine Khaki (war leider etwas pelzig) und Oliven (roh ungenießbar). Dann erspähte Bernhard zwei Adler am Himmel.
Irgendwann war die Landschaft flach und etwas eintönig, alles Felder. Erinnerte uns irgendwie an Teile von Sachsen-Anhalt. Dann wurde es wieder schöner, etwas hügelig, wir sahen viele Olivenbäume und Schafe.
Gegen 14 Uhr kamen wir in Évora an. Wir parkten auf einem großen Parkplatz kurz vor der imposanten Stadtmauer aus dem 12. Jahrhundert, die die komplette Altstadt umgibt.
Zuerst durchquerten wir den Jardim Público de Évora (öffentlicher Park) in dem Fasane frei umher liefen.

Die Kirche São Francisco aus dem 15. Jahrhundert konnten wir kostenfrei besuchen. Neben dem Hauptaltar gab es im Kirchenschiff mehrere Nebenkapellen bzw. -altare zu sehen – manche eher schlicht, meist jedoch überbordend. Ein Highlight der Kirche ist die sogenannte Knochenkapelle, die gegen Eintritt besucht werden kann. Haben wir aber nicht. Stattdessen beschlossen wir eine Nacht in Évora zu bleiben, heute die Altstadt zu erkunden und morgen, vor der Weiterfahrt dann die Knochenkapelle zu besuchen. Das machte unseren Besuch entspannter und gab uns genügend Zeit das Wichtigste zu anzuschauen.


Wir buchten uns kurzerhand ein Zimmer in der Jugendherberge direkt in der Altstadt und gingen erstmal einen Kaffee trinken und ein Küchlein essen.
Frisch gestärkt haben wir die Kathedrale – es soll die größte Portugals sein – bestiegen. Es ist ein wuchtiger Bau im romanischen/frühgotischen Stil. Sie wirkte fast ein wenig wie eine Burg auf mich. Auf dem Dach kann man wunderbar herumlaufen. Ein wirklich lohnenswerter Besuch mit schönen Aussichten auf das Gebäude, den Innenhof und die Stadt. Zum Schluss ging es noch durch die Schatzkammer, von der wir aber nicht so angetan waren.



Gleich in der Nähe befinden sich die Überreste eines 2000 Jahre alten römischen Tempels, der für Kaiser Augustus erbaut wurde. Für einen Italienbesuch wäre das sicherlich nichts Besonderes, aber hier in einer portugiesischen Altstadt überrascht so ein Bau dann schon. Auf diesen Tempel ist die Stadt besonders stolz.
Évora, einst von Kelten besiedelt, wurde 59 vor Christus von den Römern eingenommen, stand später unter westgotischer, dann muslimischer Herrschaft und wurde im 12. Jahrhundert von Christen zurück erobert. Als portugiesische Könige die Stadt ab dem 15. Jahrhundert als Sitz wählten entstanden zahlreiche Paläste und Monumente. Da die Stadt das goldene portugiesische Zeitalter (15. und 16 Jh.) so schön repräsentiert und neben den beeindruckenden Großbauten auch sehr gut erhaltene Patrizier- und Wohnhäuser verschiedener Epochen die Straßen und Gassen prägen, darf sie sich seit 1986 mit dem UNESCO Weltkulturerbetitel schmücken. Auch auf die portugiesische Architektur in Brasilien hatten die Gebäude der Stadt wohl einen besonderen Einfluss.
Es ist wirklich ein hübsches Städtchen, leider mit etwas zu viel Autoverkehr, besonders am Praça do Giraldo, dem großen Platz und Zentrum der Altstadt.

Bei unserem Streifzug durch die Gassen sind uns immer wieder schwarz gekleidete junge Leute mit Umhängen begegnet und andere mit Schweineschnauzen aus Pappe und Schildern mit Schweinen und Texten, die lauthals etwas skandierten. Zuerst dachten wir es könnte eine Demo von Tierschützern sein. Bald verstanden wir, dass es Studenten sind. Umhangträger, die ich angesprochen habe um zu fragen, sprachen kein Englisch. Wie uns die junge Rezeptionistin in der Jugendherberge später erklärte sind es Studenten, die die Erstsemester einführen. Das gehe noch bis Anfang November so. Auf jeden Fall ging es noch den ganzen Abend so weiter.
Nach dem Abendessen haben wir uns den römischen Tempel noch einmal bei Nacht angesehen und sind dann in unserer Herberge eingekehrt. Abends und nachts hat es kräftig geregnet.

Wetter: angenehm um die 20 Grad, sonnig, abends und nachts Regen