Amantani – die Insel der Vegetarier ;)

Mit dem Besuch der Uros, war meine Tour natürlich noch nicht beendet. Weiter ging es auf die Insel Amantani, das waren noch drei Stunden Bootsfahrt. Aber das Wetter war ja toll und so konnten wir an Deck den See und die Landschaft genießen. Ich hatte ein paar Fotofreaks an Bord mit riesiger Ausrüstung. Besonders angetan hatten es ihnen Vögel, aber sie fotografierten auch alles andere, was ihnen vor die Linse kam. Die Bootsfahrt war entspannend, so entspannend, dass ich dann doch noch eingeschlummert bin und die ganzen Erklärungen unseres Guides verpasst habe. Die letzten etwa 20 Minuten vor dem Anlegen auf Amantani hatten wir dann nochmal richtig Wellengang – wow, das war ein Geschaukel.

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Endlich wieder festen Boden unter den Füßen wurden wir von einem Empfangskomitee erwartet. Die Frauen und ein paar Männer warten darauf, dass ihnen ein Übernachtungsgast zugeteilt wird. Amantani ist gemeinschaftlich organisiert, so kostet eine Übernachtung inkl. 3 Mahlzeiten bei einer Familie einheitlich 20 Soles (5 Euro). Es gibt keine Hotels und die Touristen schlafen immer bei Familien. Das wechselt, so dass jeder mal einen Touri abbekommt. Etwas komisch ist das schon, wie wir uns hier gegenüber stehen. Auf der einen Seite wir mit unseren Rucksäcken und auf der anderen Seite die spinnenden Frauen mit bestickter Bluse, rosa Rock und schwarzem Tuch um den Kopf. Das schwarze Tuch erinnert mich eher an eine islamische Kopfbedeckung, wird hier aber auch von jeder Frau getragen. Nach und nach werden wir aufgerufen und treten dann mit einer Frau oder einem der Männer den Weg zu unserer Unterkunft an.

Ich bin ganz zum Schluss dran und darf mit den zwei Fotografen, Juan und Luis, (sind übrigens aus Arequipa) bei Segundino übernachten. Segundino hat, wie auch die Menschen auf Capachica, ein mildes, schüchternes Lächeln. Er trägt ein weißes Hemd, dunkle Hose und Weste und einen schwarzen Hut. Sieht einfach immer nett aus.

Vom Hafen aus geht es erstmal immer schön bergauf. Die Gemeinde liegt direkt zwischen den zwei Bergen Pachamama (Mutter Erde) und Pachatata (Vater Erde). Wir sind in knapp 4.000 Metern Höhe und Meter für Meter kämpfen wir uns etwas höher. Segundinos Haus ist irgendwie eines der letzten der Gemeinde und klebt direkt am Pachamama.

Angekommen gibt es im schönen Innenhof ersteinmal einen leckeren Mate und etwas später Mittagessen. Erst Quinoasuppe mit Gemüse und Kartoffeln, dann Reis, Kartoffeln und Rüheei. Luis teilt noch etwas von seinem Käse aus und so lassen wir es uns richtig gut gehen. Natürlich können die zwei nicht lange still sitzen sondern gehen erstmal Vögel beobachten. Ich muss mit und mir wird immer wieder das Fernglas in die Hand gedrückt. Auf dem zweiten Baum von links, auf dem drittletzten Ast sitzt der und der Vogel. Aja! Aber nett sind die beiden. Der eine ist Reiseführer und der andere arbeitet im Schreibwarenladen seines Vaters. Das ist wie so eine Kette, die haben ganz viele Läden in Arequipa. Konnte ich ihn erstmal ausquetschen, wieso sie keine Fensterbriefumschläge haben…jaja…konnte ich mal meinen Frust los werden.

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Um vier steht dann eine kleine Wanderung zum Pachatata an. Auf beiden Bergen gibt es Ruinenstätten. Früher war es wohl so, dass Pachamama für die Frauen war und Pachatata für die Männer. Heute ist es nach Gemeinden aufgeteilt. Die Stätten werden nur einmal im Jahr, im Januar, für eine Zeremonie geöffnet. Nun gut anschauen können wir uns die nun also nicht, aber der Blick von da oben ist ganz schön. Kaum oben angekommen fängt es an zu regnen, so dass ich ziemlich schnell den Rückweg antrete. Links und rechts am Wegesrand stehen Souvenirstände und manchmal ist sowas schon wie Spießroutenlauf, wenn man immer und überall gebeten wird etwas zu kaufen.

Da es noch regnet essen wir zusammen mit der Familie in der Küche Abendbrot. Diese ist in einem kleinen Häuschen aus Lehmziegeln mit Wellblechdach. Auf einer Feuerstelle stehen mehrere Töpfe. Wir sitzen auf Holzstämmen und lassen uns die Reissuppe, Reis, Gemüse und Kartoffeln schmecken. Die Bewohner der Insel essen so gut wie nie Fleisch oder Fisch, sondern nur Gemüse, Reis, Kartoffeln. Fleisch gibt es nur wenige Male im Jahr. Es gibt auch nur wenig Nutzvieh (Esel, Schafe, ein paar Kühe, Hühner) auf der Insel, also müssten sie Fleisch auch teuer vom Festland einkaufen. Aber ich glaube, das ist nicht der einzige Grund, denn Fisch könnten sie ja jeden Tag frisch aus dem See ziehen. Auf der Insel werden Kartoffeln, Quinoa, Gemüse angebaut, das macht sich in den Speisen eindeutig bemerkbar.

Wir unterhalten uns noch über dies und das mit Segundino und erfahren, dass er zwei ältere Söhne hat, die in Puno arbeiten. Es gibt auf der Insel fließendes Wasser, allerdings nicht bis in jedes Haus, sondern nur an bestimmten Sammelpunkten. Sie fangen viel Wasser in Regentonnen auf. Strom haben sie auch. Sie gewinnen es aus Solarzellen, die eine große Autobatterie speisen. Juan fragt, wieso die Dächer der meisten Häuser nicht mehr mit Schilf gedeckt werden. Segundino erwidert, dass das nicht mehr so leicht ist, da die Schilfflächen in der Regel unter den Bewohner der Uros aufgeteilt sind und er demnach das Schilf von ihnen kaufen müsste. Das Blechdach wäre preiswerter.

Gut gesättigt, habe ich nicht viel Zeit zum Verdauen, denn schon steht Segundino mit Sachen für uns in der Tür. Für die Männer gibt es Ponchos und Chullos (Mützen) und für mich die traditionelle Kleidung der Frauen. Oje, im Dorf wäre Tanz und da sollten wir doch hin. Das wird immer für die Touris veranstaltet und die Gastfamilien oder zumindest ein Vertreter gehen mit. Naja, ich finde das ja etwas komisch aber Segundino ist ganz Feuer und Flamme, dass wir uns in Schale werfen. Also rein in die Röcke, darüber die Bluse und dann den breiten gewebten Gürtel um. Der wird so richtig schön festgezogen, kann kaum noch atmen und fühle mich wie in einem Korsett. Für den Kopf gibt es noch das schwarze Tuch mit bunt besticktem Rand. Boah, das ist ganz schön viel Kleidung, da kommt man ganz schön ins schwitzen.

Auf geht es ins Dorf, wo schon Touris zur Live-Band, bestehend aus Panflöten, Trommeln und Zupfinstrumenten, tanzen. Auch ich muss ran und bin ziemlich schnell außer Atem. Nach einigen Tänzen gehts wieder heim. Ich bin müde und meine zwei Fotografen wollen ja schon um fünf wieder aufstehen – fotografieren natürlich, was sonst?!

Um sieben ist dann auch für mich die Nach vorbei. Segundino weckt mich und zum Frühstück gibts lecker Pfannkuchen mit Marmelade. Um acht Uhr wollen wir zur Insel Taquile weiterfahren, doch irgendwie geht uns unterwegs Luis verloren und taucht erst mit 40 minütiger Verspätung am Boot auf. Er hat fotografiert, natürlich was sonst?! Unser Guide ist ein wenig sauer, im Tourismus gelte die europäische, nicht die peruanische Uhrzeit. Wir nehmen es relativ gelassen.

Eine Stunde Bootsfahrt erwartet uns bis wir Taquile, die Insel der strickenden Männer, erreichen. Strickende Männer?!? Jawohl!

Ein paar Fotos sind in der Galerie.