In der Ferne höre ich das Telefon und schrecke hoch. Es ist stockdunkel, mitten in der Nacht, doch ich weiß sofort, wer hier warum um diese Uhrzeit anruft. Ehe ich mich recht besinne bin ich schon auf dem Weg nach unten immer dem Klingeln nach. Doch bevor ich den Hörer abnehmen kann ist es schon wieder still. Mist, wie spät ist es?! Ich habe den Wecker noch in der Hand…3.40 Uhr. Ja, kein Zweifel – ich habe verschlafen!!
Gut, dass ich schon angezogen bin. Als hätte ich es geahnt. Nur noch schnell in die Schuhe schlüpfen, Rucksack auf und los. Im Eiltempo laufe ich zum Ovalo (Kreisel) um diese Uhrzeit ein Taxi zu finden ist natürlich nicht so leicht, doch ich habe Glück. „Zum Busbahnhof bitte und das so schnell wie möglich“, sage ich zum Taxifahrer. Punkt 4.00 Uhr komme ich am Busbahnhof an. Mein Verstand sagt mir, dass der Bus eh weg ist. 3.30 Uhr war Abfahrt, bei aller peruanischer Kulanz wird der keine halbe Stunde auf mich warten. Naja und Verspätung haben sie sowieso nur dann, wenn man bereits im Bus sitzt.
Ich steige aus dem Taxi und will gerade in den Busbahnhof rennen, da höre ich meinen Namen und drehe mich um. Carmen?! Ja, das bin ich. Ja, der Bus ist schon weg. War ja klar. Aber so leicht geben wir uns nicht geschlagen. Die Frau ist von der Agentur bei der wir gebucht haben. Rein in den Minibus und hinterher. Mal sehen, ob wir den Bus noch irgendwo abfangen können, manchmal hält er noch ein paar Mal auf dem Weg aus der Stadt. Nach ca. 30 Minuten geben wir uns geschlagen. Der Bus ist weg und ich noch in Arequipa.
Plan B muss her. Entweder nach Hause wieder ins Bett oder ich fahre mit dem nächsten Bus hinterher und wandere die erste Etappe zusammen mit einem anderen Führer und treffe die Gruppe unterwegs. So viele Fragen und ich bin doch noch sooo müde. Ja, aber na klar fahre ich hinterher. Zurück am Busbahnhof, kann ich im Auto ersteinmal noch ein wenig schlummern und einen heißen Tee trinken bevor es um 6.30 Uhr dann mit dem zweiten Bus des Tages nach Cabanaconde geht.
Von der Fahrt bekomme ich eigentlich gar nichts mit. Ich schlafe und schlafe und bei den Straßen und Schlaglöchern ist das eigentlich eine echte Kunst. Nach ca. 3 Stunden erreichen wir Chivay. Kurze Pause, Kauf des boleto turistico* und dann soll die Fahrt weiter nach Cabanaconde gehen. Wir sind noch keine 20 Meter gefahren, da macht es Peng! und ja genau, ihr ahnt es vielleicht das war der Reifen. Die Reparatur dauert 40 Minuten und so erreichen wir gegen 12.30 Uhr Cabanaconde. Wie versprochen werde ich von Yessica abgeholt, die mich zu ihrem Haus bringt. Und wen sehe ich freudig vom Dach des Hauses winken, als wir die Straße hochlaufen?! Genau, meine Gruppe. Die haben doch tatsächlich auf mich gewartet!!! Noch schnell eine Suppe und Reis mit Hühnchen und schon brechen wir auf zu unserer Drei-Tages-Tour in den Colca Cañon.
* boleto turistico = touristische Eintrittskarte für die Region und seine Sehenswürdigkeiten