Tschüß La Paz

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Montag morgen, nach einen leckeren Frühstück haben wir La Paz dann den Rücken gekehrt. La Paz an einem Montagmorgen, das war schon ein kleiner Unterschied zu Samstag und Sonntag. Viel mehr Leute unterwegs und weitaus mehr Verkehr.

Heute sollte es also zurück nach Peru gehen und zwar einen anderen Weg, als wir gekommen waren. Anja und ich hatten uns überlegt, dass wir nicht direkt bis zur peruanischen Grenze durchfahren, sondern unterwegs in Tiwanaku Stopp machen und uns die Ruinen einer Prä-Inka-Kultur ansehen.

Mit dem Collectivo sind wir kurz nach 11 Uhr von La Paz abgefahren (10 Bol.). Ich war gerade eingeschlafen, als wir auch schon aussteigen mussten. Zum Glück hatten wir uns vorher etwas mit einem der Passagiere unterhalten. Er wusste also wo wir hin wollten und hat zum Fahrer dann „bajar“ gerufen – „aussteigen“. Sonst wären wir doch glatt an unserer Ruine vorbei gefahren. Das ging also fix, gerade mal eine Stunde waren wir unterwegs, naja sind ja auch nur knapp 70 Kilometer.

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Der Fahrer hat uns an der Hauptstraße rausgelassen und wir mussten noch ein Stückchen landeinwärts bis zur archäologischen Grabungsstätte laufen. Auf uns warteten zwei Museen und zwei Ruinenstätte. An solchen Touribesichtigungspunkten muss man dann immer etwas tiefer in die Tasche greifen. Ganze 80 Bolivianos hat uns der Eintritt gekostet (ca. 9 Euro) und eine Ermäßigung für Studenten (wir haben ja beide noch den ISIC) gab es auch nicht. Inländische Schüler zahlen drei, inländische Touristen zehn Bolivianos, also ein Bruchteil dessen, was wir berappen mussten. Aber ist ja auch ok, denn die Leuten verdienen ja auch bedeutend weniger. Aber ich verdien ja auch nix und Studentenermäßigung wär schon klasse gewesen.

Im Reiseführer wurde die Stätte als wichtigste archäologische Ruine Bolivienes angepriesen. Seit 2000 gehört sie auch zum Unesco Weltkulturerbe. Von etwa 1500 v.Chr. bis 1200 n.Chr. war die Stadt religiöses, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum einer Prä-Inka-Kultur, dessen Einflussgebiet in besten Zeiten bis in das heutige Chile, Argentinien und Peru reichte. Früher lag die Stadt mal direkt am Titicacasee, heute einige Kilometer entfernt. Besonders clever waren die Aymará bei der Landwirtschaft. Sie hatten ein System entwickelt mit dem sie große Ernteertäge einfahren konnten, die Kartoffeln beispielsweise, die sie auf diese Weise ernteten, waren im Vergleich zu heute riesig. Der Kultur ist auch die Kultivierung mehrerer Hundert Kartoffelsorten zu verdanken. Bei der Landwirtschaft half ihnen auch ihr sehr fortschrittliches Bewässerungsystem. Sie verfügten darüberhinaus über sehr genaue astronomische Kenntnisse.

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Was aber gab es nun wirklich in Tiwanaku zu sehen? Viele Steine, Mauern, einige Monolithe, Wasserrinnen und einen dann doch recht gut erhaltenen Tempelkomplex. Das Problem ist eigentlich, dass man nicht wirklich viel mitnimmt, wenn man sich so eine Anlage auf eigenen Faust anschaut. Unser Reisebuch gab uns zwar ein paar Infos aber zwischendurch waren wir uns dann doch unsicher, ob wir nun gerade vor dem Mond- oder dem Sonnentor stehen. Was haben wir also gemacht? Wir haben uns ganz unauffällig an ein deutsches Ehepaar mit Führerin rangehangen und sind unauffällig hinterher geschlichen. So haben wir dann auch etwas mehr erfahren.

Irgendwann hatten wir dann auch genug gesehen und wollten weiter Richtung Grenze fahren. Dazu mussten wir wieder zu Hauptstraße laufen. Das Weiterfahren war aber gar nicht so leicht, wie wir uns das vorgestellt hatten. Eine Fahrt nach La Paz wäre kein Problem gewesen, aber wir wollten ja in die andere Richtung. Alle Collectivos die vorbeifuhren waren voll und winkten ab. Eines hielt, doch das hatte nur Platz für zwei und die zwei, das waren nicht wir. Also weiter gewartet. Geschlagene 45 Minuten später kam ein großer Bus vorbei und hat uns mitgenommen. Irgendwie haben wir noch in den Bus gepasst. Wir haben im Gang gestanden, der eigentlich komplett mit irgendwelchen Taschen und Beutel vollstand. Gut, dass die Strecke nicht kurvenreich war, denn sonst hätten wir uns nicht halten können. Nach einiger Zeit passierten wir einen Kontrollpunkt an dem wir aussteigen und unsere Pässe vorzeigen mussten. Danach hatten wir dann einen Sitzplatz und unsere Rucksäcke wurden auf das Dach verfrachtet.

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Nach etwa 90 Minuten sind wir dann im bolivianischen Grenzort Desaguadero angekommen. Anja war noch gar nicht ganz aus dem Bus draußen, da hatte sie schon eine Traube von Leuten um sich, die ihr ihre Fahrtdienste anbieten wollten. Vor lauter Abwehrversuchen hätten wir dann doch beinahe vergessen unsere Busfahrt zu bezahlen (je 5 Bol.). Um nur schnell von der Menge wegzukommen, haben wir uns dann einfach einen der Fahrer geschnappt und sind so mit dem Dreirad oder besser der Rikschah Richtung Grenze gefahren. Der Fahrer hatte es allerdings zu gut gemeint und ist einfach mit uns über die Grenze gefahren, fast bis zum Bus der uns nach Puno bringen solllte. Das ist ja nett, aber wir brauchten ja noch unsere Aus- und Einreisestempel von den Grenzbeamten. Hat irgendwie niemanden interessiert, dass wir da so rübergefahren sind.

Also wieder zurück gelaufen nach Bolivien, Ausreisestempel geholt und dann nach Peru für den Einreisestempel. Dort schnappten wir uns dann einen Bus nach Puno (6 Soles). Unterwegs wurden dann nochmal die Ausweise geprüft und auch der Zoll machte noch einmal eine Runde durch den Bus. Es wurde langsam dunkel und wir wollten nur noch ankommen. Die Sitze waren so eng, dass wir mit unseren langen Beinen nur in komplett aufrechter Haltung sitzen konnten. Die Fahrt nach Puno nahm kein Ende und zog sich ganz schön. Nach drei Stunden kamen wir dann aber endlich an.

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Haben uns sofort ein Busticket nach Arequipa gekauft und sind dann noch schnell etwas essen gegangen. Es gab gegrilltes Hähnchen und Pommes und als Vorspeise eine Suppe mit Hühnerfüßen – na lecker! Dann sind wir wieder schnell zum Busbahnhof gedüst. Wir haben den Schalter, der die Ausreisetickets verkauft nicht gefunden und haben dann an unserem Busschalter gefragt. Der Mann hat uns schnell durchgewunken und gesagt „direkt zum Bus“. So brauchten wir kein Ticket de Embarque kaufen.

Gegen halb zehn ist der Bus mit sieben Leuten gestartet. So hatten wir Platz und konnten uns breit machen. Ich war hundemüde und wollte nur noch schlafen, aber die Musik war so laut, dass das gar nicht ging. Man könnte meinen die Leute sind taub! In Juliaca sind dann noch mehr Passagiere zugestiegen. Wir konnte fast die ganze Busfahrt nicht schlafen und so sind wir dann todmüde um kurz nach drei in Arequipa angekommen. Arequipa hatte uns wieder. 🙂