Nun ist es bald soweit. Nachdem hier in Arequipa, oder besser gesagt in ganz Peru, schon seit gut zehn Wochen Wahlkampf betrieben wird ist es an diesem Wochenende endlich soweit. Die Menschen sind am Sonntag dazu aufgerufen ihren Stadtteilbürgermeister, den Bürgermeister der Stadt und den Präsidenten der Region zu wählen. Seit Wochen werden also Mauern mit Parolen und Namen bemalt, jede freie Stelle mit Plakaten beklebt und mit Lautsprecherbedröhnung durch die Straßen gezogen.
Heute abend war es aber gerade zu verrückt in der Stadt. Von allen Ecken und Plätzen drangen Lautsprecherdurchsagen, Musik und Kampfesparolen und natürlich gab es Märsche. Ich bin zufällig in eine Wahlkampagne von „Arequipa. Tradiccion y futura“ geraten. Da wurde getrommelt und gejubelt, im Chor gerufen und geträllert und natürlich jede Menge Plakate geschwenkt. In der Menge verteilt waren Leute mit Trillerpfeifen, die immer mal für Stimmung sorgten und auch ihren eigenen Anheizer hatten sie mit, der während der Redepausen irgendwelche Parolen in das Mirko schrie.
Zwischendurch wurde immer die Stärke Arequipas beschworen. War schon witzig. Wahlkampf ist hier richtiger Kampf, oder so wie Melli sagt: „Wahlkampf in Peru – möge der Lauteste gewinnen!“. Krach machen ist alles, dazu haben sie dann auch ihr ganzes Equipment mit. Mit Trommeln und Trompeten sollen die Menschen zum Wählen animiert werden. Wählen ist in Peru Pflicht, wer nicht wählt muss eine Geldstrafe zahlen.
Leider hatte ich heute meinen Fotoapparat nicht mit. Habe mir dann gedacht, dass ich morgen nochmal losziehe und Fotos mache, weil morgen müsse es ja noch wilder sein. Aber weit gefehlt. Carmencita hat mich vorhin erstmal aufgeklärt: 48 Stunden vor der Wahl darf kein Wahlkampf mehr betrieben werden. Also nichts da. Und noch eine Ernüchterung kam gleich noch hinterdrein: die Bars, Kneipen und Diskos werden ab 48 Stunden vor dem Wahltag ebenfalls geschlossen bleiben, ebenso wie Läden in denen es Alkohol gibt.
Oje, und dabei wollte ich mit Anuschka nochmal schön weggehen und feiern bevor sie am Sonntag wieder nach Hause fliegt. Das wird dann wohl nix werden. Aber erstmal schauen, so ganz kann ich das noch nicht glauben….